Gelesen von September bis Januar
Ja, so etwas gibt es auch bei mir: Eine Leseflaute. Im September habe ich zwei Romane gelesen, bevor wir zu einem 3-wöchigen Urlaub aufbrachen, in dem ich (natürlich!) auch las, aber meine Leseeindrücke bewusst nur kurz auf Instagram teilte – schließlich wollte ich Urlaub machen! Und dann kam der 7. Oktober, der mich schockierte, war ich doch in jungen Jahren zweimal in einem Kibbutz im Norden Israels und hatte dort auch Beschuss erlebt. Auch der plötzlich massenhaft zu Tage tretende Antisemitismus machte (und macht mich immer noch) fassungslos. Also las ich in den darauffolgenden Wochen vor allem Zeitungsartikel und Hintergrundberichte und schaute in Sachbücher über den Nahostkonflikt hinein. Denn, so sehr ich Partei für Israel ergreife, will ich das Thema doch auch differenziert betrachten. Es stand mir in diesen Wochen weder der Sinn nach Krimis noch nach Romanen und auch nicht danach, die gelesenen Sachbücher zu rezensieren.
Inzwischen habe ich jedoch wieder mehr Lust und Freude am Lesen und auch wenn noch nicht alles besprochen ist, will ich doch die Bücher, die mir gut gefallen haben, hier auflisten. Hier also das, was ich in den letzten Monaten gelesen habe:
Dieser Roman war, obwohl es Teile gab, die mich weniger ansprachen, eine bereichernde Lektüre für mich. Ich las ihn Anfang September und die Einblicke in jüdische Bräuche und das Seelenleben von Juden, die in Deutschland leben, haben mir wieder einmal bewusst gemacht, dass die Shoah eine tiefe Wunde in unser beider Geschichte bleiben wird. Ein wichtiges Buch, gerade auch im Hinblick auf die innenpolitischen Entwicklungen der letzten Zeit.
Dieser Krimi lag lange auf meinem Lesestapel und ich habe gezögert, ihn zu lesen. Das Thema Missbrauch ist eines, das so abgründig ist, dass es schwer auszuhalten ist, sich ihm zu stellen. Aber wie Jan Costin Wagner sich diesem Thema nähert ist großartig. Mit großer Konsequenz und Einfühlsamkeit in seine beiden Hauptfiguren hat er einen Sog entwickelt, dem ich mich kaum entziehen konnte. Große Leseempfehlung!
Auch dieser Thriller von Zoe Beck ist ein Pageturner. Vor einem düsteren Zukunftsszenario entwickelt sie eine spannende Vision, wie Erinnerungen manipuliert werden können.
Ein toller Thriller! Angesiedelt im Kalten Krieg, aber mit dem Wissen eines Autors des 21. Jahrhunderts hat Andreas Pflüger einen hochspannenden Thriller mit vielen überraschenden Wendungen geschrieben. Ein Leckerbissen für alle, die klassische Agententhriller mit Niveau mögen.
Und noch einmal das Thema Pädophilie. In diesem Roman jedoch steht die Mutter eines Mädchens im Mittelpunkt, deren Leben auf den Kopf gestellt wird, als ihre 12jährige Tochter verschwindet. Raffiniert konstruiert und mit teilweise schrägem Humor erzählt er von der Suche einer Mutter, die auf der Suche nach ihrer Tochter ein riskantes Spiel spielt.
Die Krimis von Dror Mishani sind eher Psyhothriller denn Kriminalromane, so auch dieser: Neben dem Kriminalfall, den es natürlich gibt, erzählt der israelische Autor auch die Geschichte zweier Paare. Und er erzählt davon, was Gewalt an Frauen mit ihnen und ihrem Umfeld machen kann.