Den ersten Band um den Kunsthistoriker und Beutekunstexperten Lennard Lomberg habe ich sehr gerne gelesen und so freute ich mich auf einen neuen Band, auf den mir Autor Andreas Storm bei einer Lesung im Rahmen der Stuttgarter Kriminächte auch noch richtig Appetit gemacht hatte.
2016 wird in einem Nebengebäude des Luxushotels Parador de Granada in Granada ein Gemälde gestohlen, das als verschwunden galt. Die Existenz dieses Gemäldes bringt den deutschen Verteidigungsminister Franziskus Ritter in Erklärungsnot: Er ist der Besitzer dieses Gemäldes und kurz vor der Ernennung zum Nato-Generalsekretär steht. Er bittet Lennard Lomberg um Hilfe, der das Gemälde für ihn finden soll. Schnell wird Lomberg und Kriminalrätin Röhm, die ihn während ihres Urlaubs unterstützt, klar, dass es hier nicht nur um einen Diebstahl geht, sondern dass der Minister gute Gründe hat, das Bild rasch und unauffällig wieder in seinen Besitz zu bringen. Denn wie das Bild in den Besitz seiner Familie kam, führt zurück in die Zeit des spanischen Bürgerkriegs und politische Verstrickungen der Nachkriegszeit…..
Auch dieser Krimi ist wieder hochkomplex angelegt und spielt wie sein Vorgänger in 3 Zeitebenen:
In der Gegenwart wird Lennard Lomberg schnell klar, dass es hier nicht nur um einen Kunstdiebstahl geht, sondern um weit mehr. Im Laufe seiner Ermittlungen muss er sich auch die Frage stellen, wem eigentlich seine Loyalität gelten muss: Den zweifelhaften Motiven seines Auftraggebers, der nicht mit offenen Karten spielt oder der Kunst und der Rückführung des gesuchten Kunstwerkes an seine wirklichen Besitzer. Außerdem gibt es da auch noch ein sehr persönliches Motiv für ihn, das ihn antreibt, das Bild zu finden. Kriminalrätin Sina Röhm sind wir bereits im ersten Band begegnet und sie gibt den Ermittlungen mit der streng geheimen Akte Madrid des BKA die entscheidende Richtung. Außerdem begegnen wir Carl Deveraux wieder, dem kanadischen Konkurrenten von Lomberg, der ebenfalls nach dem Gemälde sucht. Er wurde von der Menschenrechtsanwältin Enea Montoya beauftragt, die die Vorstandsvorsitzende der Lorca-Stiftung in Granada ist.
Eine zweite Handlungsebene ist im Jahr 1943 angesiedelt. Julius Ritter, ein deutsch-spanischer Doppelagent wird der Leiter des Commando Bellas Artes. Diese Einheit hat, wie sich dem Namen unschwer entnehmen lässt, die Aufgabe, wertvolle Kunstwerke im Besitz von Franco-Gegnern zu enteignen und Kapital daraus zu schlagen. Unter diesen Kunstwerken befindet sich auch jenes gestohlene Gemälde, das Ende der 1920er Jahre entstand: Alma Arras war eine Malerin, die zum Freundeskreis von Salvatore Dalí, Frederico Garcia Lorca und Luis Bunuel gehörte, die zu dieser Zeit in Madrid lebten und eng miteinander befreundet waren. Das Gemälde von ihr zeigt die drei Männer in einer Bar, in der sie sich oft trafen.
Eine dritte Handlungsebene führt uns dann in das Jahr 1968, in dem ein Journalist zum Leben von Julius Ritter recherchiert, der kurz vor seiner Erenennung zum spanischen Honorarkonsul steht. Die Ergebnisse seiner Recherchen sollem im Fernsehmagazin Panorama veröffentlicht werden, was nicht nur Julius Ritter, sondern auch im BKA und der bayrischen Landespolitik nicht gern gesehen wird.
Auch dieses Mal erfordert die Lektüre eine hohe Aufmerksamkeit. Neben den interessanten Einblicken in die Kunstgeschichte und die Verbindung der 3 surrealistischen spanischen Künstler bekommen wir auch einen tiefen Einblick in die deutsch-spanischen Beziehungen nicht nur während des Bürgerkrieges, sondern auch in den 50er und 60er Jahren. Über viele Jahre hinweg waren diese Beziehungen auch wirtschaftlich von großer Bedeutung für die Franco-Diktatur und die junge Bundesrepublik. Diese verdrängte zu dieser Zeit ihre Vergangenheit noch, bis sie sich schließlich gegen Ende der 60er Jahre nicht mehr verdrängen ließ. All das ist sorgfältig recherchiert und Andreas Storm verbindet Fiktion und Realität so geschickt miteinander, dass ich als Leserin sehr dankbar für das ausführliche Personenverzeichnis war, in dem unterschieden wird zwischen Romanfiguren, die teilweise historische Vorbilder haben, und Personen, die wirklich gelebt haben. Ich muss allerdings zugeben, dass mir die Fülle der Details in Kombination mit der komplexen Handlung mir dieses Mal etwas zu viel war – es fiel mir manchmal wirklich schwer, die Übersicht zu behalten, um die verschiedenen Handlungsfäden miteinander verbinden zu können. Eine etwas stringentere Handlungsführung und der eine oder andere Haken weniger hätten dem Buch nicht geschadet.
Trotzdem: Für mich auch dieses Mal wieder eine spannende, anregende Lektüre! Ich bin gespannt, womit es Lennard Lomberg dan nächste Mal zu tun bekommt, denn dass es noch Fälle für ihn geben wird, das steht, jedenfalls für mich, außer Frage!
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