Client: Dror Mishani

Dieser Kriminalroman ist der dritte Fall für den Ermittler Avi Avraham aus Cholon, einer Industriestadt nahe Tel Aviv. Ich lese die Romane von Dror Mishani sehr gerne, denn sie sind immer spannend und haben meist einen Schluss, der noch einmal eine neue Perspektive aufmacht. Ich war gespannt, ob das auch dieses Mal so ist und danke dem Diogenes Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Der Verlag beschreibt den Inhalt so: „Gerade erst zum Leiter der Ermittlungseinheit befördert, wird Avi Avraham in einer stürmischen Nacht an einen Tatort gerufen. Die Tote erkennt er sofort, vor Jahren war sie Opfer einer Vergewaltigung geworden, nur sitzt der Täter noch im Gefängnis. Die Suche nach dem Motiv führt Avi in die Archive und in die eigenen Reihen. Gegen den Widerstand seiner Kollegen ermittelt Avi, doch die alten Fälle bergen neue Tragödien.“ (© Diogenes Verlag)

Wie eigentlich in allen seinen Krimis erzählt Mishani die Geschichte aus zwei Perspektiven: Da ist natürlich die des Ermittlers Avi Avraham, für den das der erste Fall ist, den er als Leiter der Mordkommission zu lösen hat. Das setzt ihn unter Druck, denn seine Beförderung verschärft den Konflikt zwischen ihm und seinem Kollegen Scherfstein, der sich ebenfalls Hoffnung auch die Leitungsstelle gemacht hat. Scherfstein ist fest davon überzeugt, dass der Mörder im familiären Umfeld des Opfers zu suchen ist, während Avi vermutet, dass der Mord etwas mit der früheren Vergewaltigung des Opfers zu tun haben könnte. Dass am Tatort auch ein Polizist gesehen wurde macht die Ermittlungen zusätzlich brisant. Auch Avis private Situation ist für ihn noch ungewohnt:  Seine Geliebte Marianka ist für einige Monate nach Israel gekommen und die Beiden wollen schauen, ob und wie ihre Beziehung zukünftig aussehen könnte.

Und dann gibt es noch die andere Perspektive, die von Mali, die mit Coby verheiratet ist und mit ihm bereits 2 Töchter hat. Auch sie wurde vor vielen Jahren vergewaltigt und kann seitdem nachts nicht mehr alleine schlafen. Ihr Mann unterstützt sie vorbehaltslos, aber sie merkt, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmt. Wir als Lesende ahnen, was das sein könnte.

Dieser Krimi ist, ähnlich wie die Krimis von Patricia Highsmith, Dror Mishanis großem Vorbild, eher Psychothriller denn klassischer Kriminalroman. Er erzählt nämlich auch die Geschichte zweier Liebesbeziehungen: Avi und Marianka, stehen als Paar noch ganz am Anfang und wissen beide nicht, ob ihre Beziehung eine Zukunft haben kann. In der Ehe von Mali und Coby wiederum ist nach der Vergewaltigung nichts mehr wie zuvor, auch wenn das Leben scheinbar normal weitergeht. Dabei taucht Dror Mishani auch tief ein in die Seele einer traumatisierten Frau, die das, was ihr widerfahren ist, nie wirklich verarbeitet hat.

Fazit: Auch dieser Krimi war wieder ein spannendes Leseerlebnis für mich. Die Spannung lag dabei für mich vor allem darin, wie sich die Beziehungen der handelnden Personen untereinander entwickeln. Die Kriminalhandlung bildet nur den Rahmen für das, was Dror Mishani eigentlich erzählen will: Was macht Gewalt gegen Frauen mit ihnen und ihrem Umfeld. Und tatsächlich wirft er am Schluss noch einmal eine Frage auf, die offen bleibt. Leseempfehlung!

Wenn Sie Lust bekommen haben, das Buch zu lesen, können Sie es im Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Der Link führt direkt zum Titel im Webshop.

Eine Leseprobe finden Sie hier