Nachdem ich „Wildnis“ von Moritz Hildt sehr gerne gelesen hatte, freute ich mich, dass ich diesen Roman zufällig in der Bibliothek im Büro des Stuttgarter Schriftstellerhauses entdeckte und ausleihen durfte.
Auch dieses Mal möchte ich nicht zu viel vom Inhalt verraten, denn der Roman lebt von einer sich langsam steigernden Spannung. Erzählt wird uns die Geschichte von Lukas, der an der Ostsee gemeinsam mit seiner Frau ein Café betreibt und mit seinem ruhigen Leben glücklich ist. Schon der erste Satz beschreibt im Großen und Ganzen, worum es im Roman geht: „Dies ist die Geschichte von Helen, meiner Frau und von Jeremy, der eigentlich Ferdinand Mosbacher hieß, Helens erster Ehemann war, dann verschwand und für viele Jahre alle glauben gemacht hatte, er sei tot, bis er an einem regnerischen Oktobertag in unserem Café auftauchte und damit das schmucklose, beständige Leben, das Helen und ich uns gemeinsam aufgebaut hatten, durcheinander brachte.“
Wie das Auftauchen von Jeremy das Leben von Lukas und Helen für immer verändert erzählt Moritz Hildt ruhig und fesselnd. Lukas dachte, er wisse alles über Helen, schließlich hat sie ihm auf langen Spaziergängen alles erzählt: „Alles“, sagte sie damals, „ich erzähle dir das, damit du alles weißt. Alles über mich.“ Als Helen mit Jeremy in die USA fliegt, um, wie sie sagt, Dinge zu klären, die noch offen sind, ist das für Lukas zunächst ein Schock, aber nach ein paar Tagen merkt er, dass auch er in die USA fliegen muss, denn er weiß mitnichten alles über Helen. In den Sümpfen Louisiana und der Wüste von Utah geht er dem nach, was Helen ihm verschwiegen hat.
Wie schon in „Wildnis“ gefiel mir die dichte Atmosphäre und die innere Spannung, die Moritz Hildt erzeugt. Wie nahe können wir einem Menschen wirklich kommen? Können wir einander wirklich immer ganz verstehen? Und wäre es vielleicht nicht manchmal besser, gar nicht alles zu wissen? Mit Lukas dringen wir ein in Helens und Jeremys Vergangenheit und manchmal bekommt der Roman fast Krimiqualität. Das alles ist verbunden mit intensiven Landschaftsbeschreibungen – wir spüren die drückende Schwüle von Louisianas Sümpfen und die trockene Hitze der Wüste Utahs fast auf unserer Haut. Aber auch die Landschaft der Insel an der Ostsee, die eigentlich keine ist und auf der alles beginnt, ist wunderbar eingefangen.
Fazit: Auch dieses Buch hat beim Lesen einen unwiderstehlichen Sog entwickelt, das mich dazu verführte, es viel zu schnell lesen zu wollen. Aber genau das sollte man nicht tun, sondern sich Zeit nehmen dafür, denn mancher Satz ruft danach, aufgeschrieben werden.
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