Gelesen von Oktober bis Dezember 2024
Im letzten Quartal des Jahres drängt sich ja schon immer alles etwas mehr, aber für mich war es auch deshalb eine intensive Zeit, weil ich zum Jahresende meine Arbeit im Stuttgarter Schriftstellerhaus beendet habe. Ich bin also nun endgültig im Ruhestand angekommen! Bevor es jedoch soweit war, hatte ich einiges zu tun,um meine Aufgaben zu übergeben. Und nun bleibt (hoffentlich!) wieder mehr Zeit, mich um diese Seite zu kümmern. Hier nun der Rückblick auf die letzten 3 Monate des Jahres 2024. Natürlich waren es wieder einige Krimis, denn zum Jahresende war Abgabetermin meiner Wertungen im Rahmen der Juryarbeit, aber ich habe auch zwei wirklich lesenswerte Romane für mich entdeckt!
Es ist schon Tradition, dass ich zur Buchpremiere gehe, wenn Wolfgang Schorlau einen neuen Denglerroman vorstellt, so natürlich auch im Oktober letzten Jahres. Es ist einerseits ein typischer, andererseits ein viel persönlicherer Dengler. Mit dem Thema Windenergie hat er nicht nur ein topaktuelles Thema, sondern wir tauchen auch tief in Denglers Vergangenheit ein. Absolut lesenswert!
Holger Karsten Schmidt – der Name sagt Ihnen vielleicht nicht gleich etwas, aber wenn ich Ihnen sage, dass er unter dem Pseudonym Gil Ribeiro die Leander Lost Romane schreibt, dann wissen Sie sicher gleich Bescheid! Dieser Krimi ist nach Die Toten von Marnow der zweite Fall für sein Ermittlerduo Lona Mendt und Frank Elling. Er hat mich begeistert, weil er nicht nur sehr spannend ist, sondern auch sehr raffiniert konstruiert ist. Leseempfehlung!
Dieser Krimi greift ein Thema auf, das wirklich relevant ist: Wohin führt uns unser hemmungsloser Konsum? Tom Hillenbrand zeigt auf, wohin es führen kann, wenn Lieferdienste die Macht über die Warenproduktion übernehmen. Rasant erzählt, teilweise mit bissigen Humor entführt uns der Autor in eine nicht näher definierte Zukunft. So ganz überzeugen konnte er mich jedoch nicht – das mag anderen aber ganz anders gehen!
Das ist ein wirklich starkes Debüt, das inzwischen auch mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet wurde. Ich mochte es kaum glauben, dass es sich hier um ein Debüt handelt, denn es ist ein wirklich spannender, souverän konstruierter Krimi mit einer ungewöhnlichen Hauptfigur. Absolut Lesenswert!
„Maman“ ist nach „Schnell dein Leben“ (2016) und „Eine gewöhnliche Familie“ (2018) bereits der dritte autofiktionale Roman der deutsch-französischen Autorin Sylvie Schenk. In „Maman“ nähert sie sich an ihre Mutter an und rechnet gleichzeitig mit ihr ab. Wie es Sylvie Schenk gelungen ist, von dem Leben der Mutter und gleichzeitig von der Suche nach ihren eigenen Wurzeln zu erzählen, das hat mich sehr beeindruckt. Absolute Leseempfehlung!
Dies ist bereits der dritte Roman, den ich von Elif Shafak gelesen habe. Dieses Mal erzählt sie die tragische Liebesgeschichte eines griechisch-türkischen Liebespaares auf Zypern – eine Liebe, die nicht gelebt werden darf. In poetischer und bildreicher Sprache spannt sie einen weiten Bogen vom persönlichen Schicksal ihrer beiden Hauptfiguren bis hin zur Geschichte einer Insel, geprägt von englischer Herrschaft und den immer wieder aufbrechenden Konflikten zwischen den beiden sich unversöhnlich gegenüberstehenden Bevölkerungsgruppen. Absolut lesenswert!