© Foto: Susanne Martin

Ein neuer Dengler – endlich! Und klar, dass ich den gleich lesen musste! Die Buchpremiere im propenvollen Hospitalhof hatte mich schon neugierig gemacht und eine lange Zugfahrt nach Berlin wenige Tage später bot mir die Gelegenheit, mich ohne viele Unterbrechungen mit Georg Dengler in seine Heimat im Schwarzwald zu begeben. Ich bedanke mich beim Verlag Kiepenheuer & Witsch für das Rezensionsexemplar.

Der Verlag beschreibt den Inhalt so: „Aus Sorge um seine Mutter reist Georg Dengler in den Schwarzwald. Über den Hof, auf dem er seiner Kindheit verbracht hat, schleichen nachts Gestalten. Oben am Feldberg besitzt die Familie Dengler ein Grundstück, die ideale Lage für ein Windrad. Wäre da nicht der örtliche Widerstand. Georgs Jugendliebe, mittlerweile die Heilpraktikerin seiner Mutter, ist eine der Wortführerinnen. Nachdem die Denglers auf einer schmalen Straße abgedrängt werden, landet Margret im Krankenhaus und ihr Sohn ist endgültig beunruhigt. Um zu finden, was nächtliche Eindringlinge suchen könnten, stöbert Georg durch das Inventar mehrerer Leben, das in den Winkeln des weitläufigen Hauses verstaut ist: Seit Generationen war der Hof Familienbesitz, erst nach dem Unfalltod ihres Mannes gab Margret die Landwirtschaft auf. Aber auch das scheint plötzlich, nur noch die halbe Wahrheit zu sein. Statt auf Antworten stößt Dengler auf immer neue Fragen: Wer sind die Kerle auf dem Hof und wer hat sie geschickt? Wer war sein Vater, bevor er ein treusorgender Ehemann wurde? Wieso liegt Auerhahnkot am Feldberg, wo seit Jahren keiner der Vögel mehr gesehen wurde? Als er feststellt, dass seine Familie sich inmitten erbittert geführter Kämpfe um die Zukunft unserer Energiegewinnung befindet, ist es fast zu spät: Nach einem Sturz liegt seine Mutter im Koma. Und draußen, im Schutz der Dunkelheit, schleicht eine Wölfin um eine Leiche.“ (© Kiepenheuer & Witsch)

Ein typischer Schorlau – ein aktuelles Thema, dieses Mal die Windenergie, verpackt in eine sehr spannende Handlung. Wir begegnen auch einem alten Bekannten wieder: Stefan C. Crommschröder, den wir schon in „Fremde Wasser“ kennengelernt haben. Damals war er mit seinem Energiekonzern VED in finstere Geschäfte mit dem Trinkwasser verwickelt, dieses Mal kämpft er gegen die alternativen Energeien, besonders gegen die Windenergie. Schließlich soll die „Stromerzeugung wieder ausschließlich in kapitalintensiven Großkraftwerken erfolgen.“ Wenn jedes Kaff seine eigene Energie mit Windparks erzeugen könnte, stünde es schlecht um die Aktien seines Konzerns. Dengler kennt sich eigentlich mit dem Thema gar nicht aus, aber zum Glück ist da ja Jakob, der mit seiner Freundin aktiv bei Fridays for Future ist und ihm schnell klar macht, was für ein Potential für sein Heimatdorf in der Windenergie stecken könnte.

Aber darum alleine geht es nicht bei Denglers Heimatbesuch. Da ist auch noch das Trauma seiner Jugend, als er miterleben musste, wie sein Vater in der Scheune seines Bauernhofes zu Tode stürzte. Seitdem hat Dengler die Scheune nicht mehr betreten, aber jetzt muss er sich auch diesem Trauma stellen.

So nahe sind wir Georg Dengler noch nie gekommen als Leser:innen. Das liegt vor allem daran, dass Wolfgang Schorlau dieses Mal die Perspektive wechselt und seinen Dengler selbst erzählen lässt. So konnte er auch tief in die persönliche Geschichte seines Ermittlers eintauchen. An diesen Perpektivwechsel musste ich mich erst gewöhnen und ich bin mir noch nicht ganz sicher, ob er mir gefällt. Das Buch jedoch hat mir wieder gut gefallen, es ist spannend und wartet am Ende noch mit einem überraschenden Twist in Denglers persönlicher Geschichte auf. Auch zum Hauptthema alternative Energien habe ich noch einiges gelernt und der Blick in die Familiengeschichte der Denglers war gut integriert.

Fazit: Einerseits ein typischer Dengler, andererseits ein viel persönlicherer Dengler. Spannend und gut recherchiert, absolut lesenswert, aber mein Lieblings-Dengler ist es nicht. Ich bin gespannt, ob und wie er sich nach diesem Buch weiterentwickeln wird. Leseempfehlung!

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