Richard Dehmel: Winterwärme
Mit brennenden Lippen,
unter eisblauem Himmel,
durch den glitzernden Morgen hin,
in meinem Garten,
hauch ich, kalte Sonne, dir ein Lied.
Alle Bäume scheinen zu blühen;
von den reifrauhen Zweigen
streift dein Frühwind
schimmernde Flöckchen nieder,
gleichsam Frühlingsblendwerk;
habe Dank!
An meiner Dachkante hängt
Eiszapfen neben Zapfen,
starr,
die fangen zu schmelzen an,
Tropfen auf Tropfen blitzt,
jeder dem andern unvergleichlich,
mir ins Herz.
Richard Dehmel (1863 – 1920)
Dieses Jahr war ich zum ersten Mal seit vielen, vielen Jahren im Dezember in unserem Familienhaus in Tirol und erlebte tiefsten Winter: Stundenlanges schneien und strahlende Sonnentage mit Spaziergängen im knietiefen Schnee. In diesen wenigen Tagen entstanden diese Bilder.