Vor einigen Jahren las ich sehr gerne den Roman „Krieg“ von Jochen Rausch. Als mir nun kürzlich der neue Krimi von ihm empfohlen wurde griff ich gerne zu und war gespannt, wie er mir gefallen würde.

Während Krieg sich in Afghanistan und den Alpen angesiedelt ist, spielt dieser Krimi in der fränkischen Provinz im ehemaligen Grenzgebiet zwischen BRD, CSR und DDR. Dorthin kommt Marta Milutinovic, die als brillante Ermittlerin in Münschen gearbeitet hat. Ihre Ehe ist zerbrochen, nachdem ihre Tochter brutal ermordet wurde und nach einem verhängnivollen Schuss, bei dem ein Mensch ums Leben kam, versucht sie jetzt einen Neuanfang als Leiterin der Polizeistation der Kleinstadt Schwarzbach. Dort ist wenig los außer Landendiebstählen und Einbrüchen und so vertieft sich Marta in einen Cold Case: Vor über 20 Jahren kam ein Abiturient zu Tode, dessen Mörder nie gefasst wurde. Ihre Ermittlungen sorgen für Unruhe in der beschaulichen Kleinstadt und dass sie außerdem auch noch von ihrer Vergangenheit in München eingeholt wird, bringt sie an ihre Grenzen.

Keine Frage, dieser Krimi ist außerordentlich spannend und gut geschrieben. Die Spannung resultiert nicht nur aus der äußeren Handlung, sondern auch aus der inneren Zerrissenheit von Marta. Den Tod von Jens, dem Abiturienten, aufzuklären konfrontiert sie einerseits ständig mit dem eigenen Verlust, andererseits will sie dem Mordopfer Gerechtigkeit widerfahren lassen. Stück für Stück dringen wir mit Marta auch in die Kleinstadt ein, die auf den ersten Blick fast idyllisch erscheint, deren dunkle Seiten aber langsam zu Tage treten: Die religiöse Sekte, der Gasthof an der früheren Grenze, in dem nicht nur Familienfeiern stattfinden und die Kollegen, die mit ihrer neuen Chefin fremdeln.

Was mir allerdings in Krieg besonders gut gefallen hatte, nämlich die sparsame und nüchterne Erzählweise ohne jede Wertung, hat mich hier weniger angesprochen. Das mag daran liegen, dass mir dadurch alle Personen sehr fern blieben. Vor allem mit Martas Umgang mit ihrer Trauer und der damit einhergehenden Gewalt kam ich nicht wirklich zurecht. Da ging mir, vor allem gegen Ende des Romans, ein Stück weit die Glaubwürdigkeit verloren. Etwas mehr versprochen hatte ich mir auch von der Atmosphäre im Grenzland. Diese lief zwar so mit, aber da hätte ich mir schon noch mehr Tiefe erhofft.

Fazit: Ein durchaus spannender, gut komponierter Krimi, der mit einigen überraschenden Wendungen aufwartet. Trotzdem leider nicht mein Fall.

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