Die Einladung in einen Lesekreis war der Anlass für mich, dieses Buch zu lesen, von dem ich schon viel gehört hatte.
Ein warmer, sonniger Sonntag im März 1924. Es ist ein Festtag für Jane, aber nicht deshalb, weil es der Muttertag ist, anlässlich dessen die Dinstmädchen frei bekommen, um ihre Mütter besuchen zu können. Nein, Jane wird zu ihrem Geliebten fahren und zum ersten Mal in ihrer Liebesbeziehung das Herrenhaus, in dem er lebt, durch den Haupteingang betreten. Denn Paul ist alleine im Haus, seine Eltern treffen die Eltern der Frau, die er in Kürze heiraten wird und die Bediensteten sind bei ihren Müttern. Es ist das letzte Treffen der Beiden und nachdem Paul nach der Liebesstunde zu einem Lunch mit seiner Braut aufgebrochen ist, wandert Jane durch das leere Herrenhaus ohne zu ahnen, was für ein tragisches Ende der Tag für sie bereithalten wird.
Auf dem Cover des Buches steht Roman, aber eigentlich ist es eine Novelle. Auf nur 141 Seiten entfaltet Graham Swift eine vielschichtige Handlung: Wir sind dabei, als Jane das erste Mal in das Haus ihres Geliebten Paul Sheringham kommt und erleben ihre ambivalenten Gefühle: Der Triumph, sich als Frau, noch dazu nackt, in dem Haus zu bewegen, in dem sie sonst nie als solche wahrgenommen würde, und die Trauer um den baldigen Verlust. Gleichzeitig ist die Geschichte in der Rückschau erzählt: Die 90 jährige Schriftstellerin Jane Fairchild blickt zurück auf ihr Leben und ihr Schreiben, für das dieser eine Sonntag im März die Initialzündung gewesen ist. Zwar hat sie, mit Genehmigung ihres Dienstherren, immer schon viel gelesen, aber dieser Tag macht ihr klar, daß das Schreiben das ist, was sie tun möchte. Sprachlich elegant und sehr geschmeidig wechselt Graham Swift dabei zwischen den Zeitebenen und die Geschichte entwickelt dabei einen Sog, dem ich mich nicht entziehen konnte.
Viele preisen auch die Sinnlichkeit und Erotik der Geschichte – das habe ich persönlich nicht so empfunden. Dennoch haben mich die Stärke und das Selbstbewußtsein, mit dem Jane agiert, beeindruckt.
Fazit: Eine literarisch sehr gelungene Novelle aus einem England der 20er Jahre, in dem sich die gesellschaftlichen Verhältnisse beginnen zu verändern, spannend und vielschichtig!
Auch von der Kritik wurde die Novelle sehr positiv aufgenommen. Einen Zusammenfassung können Sie hier lesen.
Wenn Sie Lust bekommen jaben, das Buch zu lesen, können Sie es in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Die Links führen direkt in die jeweiligen Webshops.
Auf der Webseite des DTV Verlages finden Sie auch eine Leseprobe