Nachdem mich der erste Fall für die Kunstdetektei zwar thematisch begeistert, aber vom Handlungspersonal eher etwas enttäuscht hat, war ich gespannt, wie es mir mit dem zweiten Fall ergehen würde. Zwar habe ich das Gemälde des ungläubigen Thomas von Caravaggio noch nicht im Original gesehen, aber andere Bilder des Künstler, die ich in Rom sah, haben mich beeindruckt. Ich war deshalb neugierig und bedanke mich beim Galiani Verlag für das Rezensionsexemplar.

Der Inhalt

Auch dieses Mal möchte ich nicht zuviel vom Inhalt verraten, deshalb nur so viel: Rupert von Schleewitz folgt dem Drängen seines ehemaligen Zimmergenossen aus dem Internat, Alban Posselt, und besucht ihn in Potsdam. Als beide die Bildergalerie im Schloss Potsdam besuchen, sticht Alban plötzlich auf das Gemälde der „Ungläubige Thomas“ von unschätzbarem Wert ein. Auf dem Weg in die Restaurationsabteilung wird das Bild geraubt. Alban weigert sich, etwas zur Tat, seinen Motiven und dem Verdacht, damit den Raub in die Wege geleitet zu haben, zu sagen.

Alsbald geht eine Lösegeldforderung ein und von Schleewitz und sein Team sollen bei der Übergabe sicherstellen, daß auch wirklich das richtige Gemälde zurück gegeben wird…..

Meine Meinung

Dieses Mal war ich sehr angetan von dem Krimi. Nicht nur, weil ich wieder viel über die Kunstszene gelernt habe, sondern auch, weil mir die handelnden Personen dieses Mal näher kamen. Chef Rupert von Streewitz verhält sich seltsam nach dem Attentat. Während Alban ihn nach einem Klassentreffen richtiggehend bedrängte, ihn zu besuchen, hat Rupert keinerlei Interesse daran, auch an die Schulzeit hat er nur verschwommene Erinnerungen. Alban hingegen fragt ihn, bevor er auf das Gemälde einsticht, mehrere Male, ob er es denn nicht sähe, ob er sich denn nicht erinnere. Schnell drängt sich also nicht nur den Lesenden, sondern auch Ruperts Mitarbeiter Max der Eindruck auf, daß das Motiv des Attentats in der gemeinsamen Vergangenheit zu suchen sein könnte.

Als dann die Detektei von einem Mitarbeiter des brandenburgischen Innenministeriums gebeten wird, zu versuchen, das Gemälde gegen ein Lösegeld zurück zu bekommen, stürzt sich Rupert in diesen Auftrag. Artnapping nennt sich diese Art von Verbrechen: Viele Museen versichern ihre Kunstwerke, die teilweise von unschätzbarem Wert sind nicht, da die Versicherungssumme meist so hoch ist, daß es für sie „günstiger“ ist, das Risisko einzugehen, im Fall des Falles ein Lösegeld zu bezahlen. Von Schleewitz und sein Team schalten einen Kunstsammler, den wir bereits aus dem ersten Fall kennen, ein, um ein Lösegeld anzubieten und kommen so mit den Entführern in Kontakt. Ich fand es sehr spannend zu verfolgen, wie nun ein Katz und Maus Spiel beginnt, das Gemälde zurück zu bekommen.

Während Rupert und Klara als Provenienzexpertin also vollauf beschäftigt mit dem Auftrag sind, lässt Max das seltsame Verhalten seines Chefs keine Ruhe und er beginnt zu recherchieren, was in Ruperts und Albans Schulzeit passiert sein könnte. Warum gab es in der Zeit so eine umfangreiche Sammlung von Kunstbänden über Caravaggio und war der Tod eines damaligen Kunstlehrers wirklich ein Herzinfarkt? Dieser Handlungsstrang ist geschickt in den Spannungsbogen rund um die Lösegeldübergabe eingebunden und mir kam es fast so vor, als wäre Max dieses Mal die eigentliche Hauptfigur. Neben Caravaggio natürlich, dessen eindrückliches Werk immer mitschwingt.

Während das Artnapping zu einem raffinierten Ende geführt wird, bleibt das Motiv für die Zerstörung des Kunstwerkes letztlich offen. Wir bekommen zwar eine Vorstellung, was passiert sein könnte, aber ob es tatsächlich so war bleibt im Dunkeln – wieder einmal zeigt sich, daß Erinnerungen sich im Laufe eines Lebens anpassen können.

Fazit: Intelligent, spannend und thematisch interessant – meine Empfehlung an alle, die bei Krimis auf ein interessantes Thema und eine raffiniert gesponnene Handlung Wert legen und weniger auf Blut oder Gewalt.

Einen interessanten Artikel über das Gemälde von Caravaggio können Sie hier lesen

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