Der erste Band eine neuen Reihe um die Kunstdeektei von Schleewitz beschäftigt sich mit Franz Marc’s berühmten Gemälde „Der Turm der blauen Pferde“, das seit Ende des Zweiten Weltkrieges verschwunden ist.

Der Inhalt

Ich möchte mich mit der Inhaltsangabe kurz fassen und nicht zu viel von der verschlungenen Handlung verraten. Deshalb nur so viel: Das berühmte Gemälde „Der Turm der schwarzen Pferde“ von Franz Marc gehört zu den berühmtesten des expressionistischen Malers. Als letzter Besitzer gilt Hermann Göring, seit Ende des Zweiten Weltkrieges ist es verschollen. Umso größer die Überraschung bei Rupert von Schleewitz, dem Inhaber einer Kunstdetektei, als sich ein reicher Industrieller meldet, der behauptet, im Besitz dieses Gemäldes zu sein. Ein bekannter Gutachter attestiert dem Bild, zu 99% echt zu sein und der Kunstsammler möchte eine Provenienzgeschichte von der Detektei. Rupert und seine beiden Kolleg*innen Klara Ivanovic und Max Müller beginnen zu ermitteln und geraten in ein Verwirrspiel mit vielen Beteiligten.

Meine Meinung

Dies ist der Auftakt zu einer neuen Krimireihe, in der die Kunst im Mittelpunkt der Krimihandlung stehen soll. Das finde ich wirklich interessant und war gespannt. Über Kunst habe ich tatsächlich eine Menge erfahren und ein Spannungsmoment war für mich, wie der Autor den Fall auflösen will, denn ich habe natürlich als erstes geschaut, was es mit dem Gemälde auf sich hat. Und es ist immer noch verschollen. Warum also ein Krimi darum, wenn eh klar ist, daß das Gemälde falsch sein muss?

Bernd Jaumann nutzt die Geschichte des Gemäldes und das Geheimnis um sein Verschwinden, um seine Leser*innen einzuführen in die Eitelkeiten der Kunstszene und in ein raffiniertes Komplott. Dabei vermischt er geschickt Fakten und Fiktion. Ich habe es wirklich interessant gefunden, welche Wendungen der Fall nimmt und wie ein Kunstwerk zur Besessenheit werden kann. Auch den Schluss fand ich originell.

Weniger begeistert hingegen war ich vom Handlungspersonal. Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen: Als Leser*innen erfahren wir gleich im ersten Kapitel, was mit dem Bild passiert ist: Zwei Jungen dringen in den Stollen ein, in dem ein Zug steht, in dem Göring seine Kunstwerke vor den eindringenden Amerikanern in Sicherheit bringen wollte. Einer der Beiden, Ludwig Raithmaier ist sofort fasziniert von Marcs Gemälde. Er gibt es Zeit seines Lebens nicht mehr aus der Hand und geht für sein Bild buchstäblich über Leichen. Seine Liebe und Faszination gibt er weiter an seinen Enkel, der dann zu einer der entscheidenden Figuren in dem Ränkespiel um das Gemälde wird. Das alles schildert Jaumann durchaus halbwegs plausibel.

Dies gelingt ihm leider nicht bei den 3 Hauptfiguren seiner Detektei: Inhaber Rupert von Schleewitz ist ein unangenehmer Macho. Klara Ivanovic leidet unter ihrem Vater, einem Aktionskünstler, der an Parkinson erkrankt ist und eine letzte große Kunstaktion auf die Beine stellen will. Max Müller ist Familienvater und verheimlicht seinen beiden Kolleg*innen die großen Probleme, die er mit seiner älteren Tochter hat.  Das alles schildert der Autor wenig glaubwürdig und ohne Tiefe. Das fand ich schade, denn für mich lebt ein Krimi immer auch von dem gelungenen Zusammenspiel der Hauptfiguren. Auch war es mir an manchen Stellen zu konstruiert, wie die jeweiligen Ermittler plötzlich Eingebungen hatten, die dann die Handlung weiter vorangetrieben haben – das war mir irgendwie etwas zu simpel.

Fazit: Ein Krimi voller überraschender Wendungen, durchaus spannend und der sich rasch wegliest. Während das Thema mich angesprochen hat haben mich die Hauptfiguren wenig überzeugen können. Sollte es einen Folgeband geben, hängt es vom Thema ab, ob ich ihn lesen werde oder nicht.

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