Konditionenpoker von amazon
Es ist normalerweise nicht unsere Art, uns zu Aktionen unseres globalen Mitweberbers explizit zu äußern. Aber momentan erleben wir mit, wie der Global Player versucht, seine Marktmacht auszunutzen, um den Verlagen bessere Konditionen im e-Book-Bereich abzupressen und damit vorführt, wozu es führen kann, wenn ein Markt von wenigen Playern dominiert wird.
Im noch relativ jungen digitalen Markt hat sich amazon rasch die Position des Marktführers erobert. In seinem geschlossenen System werden knapp die Hälfte aller E-Books verkauft. Für die Verlage ist amazon also ein unverzichtbarer Handelspartner.
Grund genug, zu versuchen an der Konditionenschraube zu drehen: Seit einigen Tagen werden die Print-Titel der Verlagsgruppe Bonnier, zu denen renommierte Verlage wie Carlsen, Thienemann, Piper oder Ullstein gehören, teilweise nur verzögert ausgeliefert, wie die FAZ berichtet. Auch bei gängigen Titeln wie z.B. Teilen der „Harry Potter Reihe“ wird als Lieferzeit teilweise 5 – 9 Tage angegeben. Gegenüber der Geschäftsführung der Bonniergruppe räumte amazon ein, daß diese bewussten Lieferverzögerungen von gedruckten Büchern im Zusammenhang mit den Verhandlungen um bessere E-Book-Konditionen stehen.
Selbst wenn man der Meinung ist, daß das Aushandeln von Konditionen die Angelegenheit der Handelspartner ist und man hier zu allen Mitteln greifen darf, muss sich das Unternehmen, das von seinen KundInnen vor allem für seinen hervorragenden Kundenservice gerühmt wird, doch fragen lassen, wie sich ein guter Kundenservice mit diesem Verhalten in Einklang bringen lässt, sind die doch die Leidtragenden, weil sie länger als gewöhnlich auf ihre Bücher warten müssen.
Neben den Verlagen und den KundInnen sind außerdem die Autorinnen und Autoren betroffen, denn sie leben oftmals vom Erlös aus dem Verkauf ihrer Bücher. Gisa Klönne, bekannte Krimiautorin und Autorin des packenden Familienromans „Das Lied der Stare nach dem Frost“ beschreibt das sehr schön auf ihrem Blog.
Mit solchem Vorgehen, so steht zu befürchten, fügt amazon auch der Buchbranche insgesamt einen Imageschaden zu. Deshalb hat sich eine Gruppe unabhängiger Buchhandlungen, zu der auch wir gehören, mit einer Stellungnahme zu Wort gemeldet, in der klar gemacht wird, daß die reibungslose und zügige Versorgung der Kundinnen und Kunden mit dem Kulturgut Buch zu den wichtigsten Grundaufgaben des Buchhandels gehört.
Und deshalb müssen Sie bei uns natürlich nicht warten – die Titel aus der Bonniergruppe haben wir entweder da oder wir bestellen sie auf den nächsten Tag. Und auch in unserem Internetshop sind die Bücher in aller Regel verfügbar. Wir freuen uns auf Ihren Besuch – virtuell oder in unserem Laden!
Text: Susanne Martin
Update 23.5.2014:
Weitere Berichte in der Presse:
Boersenblatt: „Wer Wind sät, wird Sturm ernten“. Beitrag lesen
FAZ: Amazons Praktiken – ein Affront gegen die Buchkäufer. Beitrag lesen
Spiegel online: Streit um Rabatte – Börsenverein wirft amazon Erpressung vor. Beitrag lesen
René Kohl. Das Blog: Die Versandzeitdrossel. Beitrag lesen
Liebe Susanne,
ich stimme voll zu, amazon leistet sich glatte Erpressung. Heute wurde ich auf einen völlig andersartigen Buchhandel im Internet aufmerksam gemacht: buch7.de … Schön, dass sich so etwas auch entwickelt 😉
Liebe Grüße
Evy
Das ist sicher richtig, Evelyn, es ist gut, wenn es Alternativen gibt. Und sicher ist es auch ein ehrenwerter Ansatz, sich sozial zu engagieren. Aber alle, die die Internetauftritte ihrer Buchhandlungen vo Ort nutzen, tragen so auch dazu bei, den Handel vor Ort lebendig zu erhalten – das finde ich auch einen wichtigen Aspekt bei der Wahl eines Onlineshops! Denn lebendige Innenenstädte und Ortszentren sind wichtig!