Berge faszinieren mich schon lange und ich wäre gerne mal im Himalaya gewesen, um die höchsten Gipfel der Erde zu sehen. Das war mir leider nicht vergönnt, aber in Gedanken reise ich immer wieder gerne einmal dorthin. Deshalb interessierte mich dieser Roman des norwegischen Extremabenteurers Odd Harald Hauge und ich bedanke mich beim Benevento Verlag für das Rezensionsexemplar.
Vorneweg: Das ist wie erwähnt ein Roman, die Geschichte ist also fiktiv. Trotzdem ist es ein Buch, das mit großer Sachkenntnis geschrieben ist. Im Mittelpunkt steht der Extremabenteurer Martin Moltzau, desssen Sponsor von ihm eine neue Herausforderung verlangt, wenn sein Vertrag verlängert werden soll. Die von ihm vorgeschlagene Äquatorexpedition stösst auf wenig Gegenliebe. Dafür wird aus dem flapsigen Spruch „Ich kann ja kurz am Mount Everest vorbeischauen und dort die Konzernflagge schwenken“ (S. 12) bitterer Ernst, denn der Sponsor ist begeistert. Und so findet sich Moltzau kurze Zeit später als Teilnehmer einer kommerziellen Everest – Expedition in Kathmandu wieder. Mit ihm möchten 2 Frauen und 2 weitere Männer den Gipfel erreichen und alle haben sie unterschiedliche Motive, warum sie den höchsten Berg der Erde besteigen möchten. Gemeinsam reist die Gruppe weiter nach Tibet und schnell wird Moltzau klar, daß es reichlich Konfliktpotential in der Gruppe gibt. Je länger sie unter den schwierigen Bedingungen vor Ort beisammen sind, desto mehr Konflikte brechen auf und irgendwann geht es nur noch darum, wer den Gipfel überhaupt erreichen wird. Die eigentliche Herausforderung jedoch liegt im Abstieg…..
Odd Harald Hauge hat 2007 selbst den Everest bestiegen und das merkt man seinem Roman an. Er beschreibt die Atmosphäre in den einzelnen Camps sehr genau, die langsame Gewöhnung an die Höhe, die quälende Langeweile, die immer mehr in Gereiztheit umschlägt, wenn das Wetter die Pläne in die Länge zieht, die Enge in den Zelten. Interessant fand ich auch Einblicke in den Druck, den die Sponsorenverträge erzeugen können und wie wichtig Details wie passende Ladekabel für einen Laptop oder die fehlende Genehmigung für die Kommunikatinsausrüstung sein können. Letztere wird von chinesischen Soldaten, die die Expeditionen überwachen, konfisziert. Solche unter anderen Umständen eher zu vernachlässigende Details können in der lebensfeindlichen Umgebung der 8000er schwerwiegende Konsequenzen haben. Während solcher Passagen hatte ich manchmal eher das Gefühl, einen Expeditionsbericht, denn einen Roman zu lesen. Aber Hauge mischt diese Details geschickt mit einer spannenden Handlung und der Dynamik, die sich zwischen den vollkommen unterschiedlichen Charakteren der Teilnehmenden entfaltet. Je höher sie steigen, desto stärker wird der Egoismus und der sowieso nicht besonders starke Zusammenhalt zerbröselt. Und so ist es nicht überraschend, daß nicht alle wieder im Basiscamp ankommen.
Fazit: Auch wenn dieser Roman sprachlich ziemlich schlicht ist und die Personen eher schablonenhaft entwickelt sind, habe ich ihn gerne gelesen. Er ist spannend und sehr realistisch, das, wovon Odd Harald Hauge erzählt hätte genau so wirklich passieren können.
Hier können Sie einen Blick ins Buch werfen.
Wenn Sie Lust bekommen haben, in Gedanken zum Everest zu reisen, können Sie den Roman in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen zur Abholung bestellen oder herunterladen. Die Links führen direkt in die jeweiligen Webshops.