„Mein Großvater, der Messerstecher, tötete zwei Deutsche, bevor er achtzehn war.“
Lew Beniow, ebenjener Großvater, nimmt uns mit auf seine abenteuerliche und absurde Reise, die ihn zu jenen zwei Deutschen führte.
Es ist Winter 1941 in Leningrad, Lew ist siebzehn und findet eines nachts die Leiche eines deutschen Fallschirmspringers in seiner Straße. Er nimmt ihm ein Messer ab und etwas Schnaps, seine Freunde bedienen sich an den Kleidern des Toten. Aber Lew wird geschnappt, auf Plündern steht Exekution und es sieht so aus, als sollte Lew keine achtzehn werden. Wäre da nicht die Tochter des Oberst vom Geheimdienst. Die soll nämlich heiraten, und damit es bei der Hochzeit auch eine Torte geben kann, wird Lew zusammen mit dem Deserteur Kolja losgeschickt, innerhalb von sechs Tagen ein Dutzend Eier zu besorgen in einer Stadt, in der es schon seit Monaten kein richtiges Brot mehr gibt, geschweige denn Eier.
Das ungleiche Duo hat keine andere Wahl, als die Eier zu besorgen, und auf der Suche danach erleben sie alles, was der Krieg in Russland zu bieten hatte: Kälte, Hunger, Verzweiflung, nächtliche Bombardierung, verbitterten Überlebenskampf, Resignation, aber auch Wut, Entschlossenheit, Freundschaft, Hoffnung, unerwartetes Glück und einmalige Gelegenheiten.
David Benioffs Roman ist die seltsame, grausame, absurde Geschichte zweier Männer, die den Krieg hautnah miterlebt haben – nicht an der Front, sondern vor ihrer eigenen Haustür. Benioff schafft es, auch noch der unbedeutendsten Nebenfigur hinter die Fassade zu schauen. Da gibt es nicht nur Uniformträger, Soldaten und Partisanen. Immer blitzt etwas Persönliches, Menschliches auf, gibt es Eigenartige und Sonderlinge. Und vor allem gibt es in diesem Buch eines: den russischen Winter. Er ist so präsent, dass das Buch selbst gefroren zu sein scheint: Man kann sich einfach nicht davon loseisen.