Ich freue mich, daß der Beck Verlag meine Arbeit für die Jury des Stuttgarter Krimipreises mit einem kostenlosen Leseexemplar unterstützt hat – Danke! Dieser Krimi fiel mir tatsächlich durch eine Werbeanzeige auf im Newsletter des Online Kulturmagazins perlentaucher.de auf – nachdem ich nun keine Verlagsvorschauen mehr bekomme, komme ich auf anderen Wegen zu meiner Lektüre 🙂

Der Inhalt

In Neapel sterben in den Armenvierteln auffallend viele Kinder an Leukämie. In Rom gibt es mehrere brutale Morde und Commissarion Bariello und sein Team kommen bei deren Aufklärung an ihre Grenzen: Zu gut sind diejenigen, die er verdächtigt in Politik und Wirtschaft vernetzt. Gleichzeitig ist der neapolitanische Weihbischof Montebello zusammen mit der Archivarin der Diözese und seinem Privatsekretär einer archäologischen Sensation auf der Spur, die zu einem Skandal in der katholischen Kirche führen könnte. Die Fäden laufen in Neapel zusammen und am höchsten Feiertag der Stadt, dem Blutwunder des Heiligen Januarius, des Schutzpartons der Stadt, kommt es zur Entscheidung.

Die Hauptpersonen

Die Handlung spielt weitgehend auf 2 Ebenen: In Rom ermitteln Commissario Capo Vincenzo Bariello und sein Team in mehreren Mordfällen, in Neapel stoßen Weihbischof Carlo Montebello, seine Archivarin Jacqueline Napoletano, von Haus aus amerikanische Altertumswissenschaftlerin und nun mit einem Ex-Mafioso verheiratet, sowie sein Privatsekretär Padre Luis auf einen bisher verschollenen Brief des deutschen Archäologen Johann Joachim Winckelmann aus dem 18. Jahrhundert, der darauf hinweist, daß der Sarkophag Alexanders des Großen irgendwo in Neapel stehen könnte. Der Grund, warum der damalige Kardinal Sersale diesen Fund geheimhalten wollte, könnte auch heute noch zu einem Kirchenskandal führen.

Commissario Bariello stößt bei seinen Ermittlungen immer wieder auf eine Spezialfirma zur Entsorgung radioaktiven Mülls. Eine vielversprechende Spur führt nach Neapel und so nimmt er Kontakt mit einem dortigen Kollegen auf. Schnell merkt er, daß er nicht auf normale Amtshilfe zählen kann und sucht deshalb die Unterstützung des Weihbischofs, den er aus einem früheren Fall kennt. Gemeinsam dringen sie immer tiefer in die dreckigen Geschäfte der Müllmafia ein, die von den höchsten Kreisen aus Politik und Kirche gedeckt werden.

Eine dritte Handlungsebene stellt uns den russischen Oligarchen Wladimir Ignatjewisch Pudinatschow vor, der seit vielen Jahren in Neapel lebt, denn in seiner russischen Heimat war er nicht mehr geduldet. Er verkehrt in den höchsten Kreisen der neapolitanischen Gesellschaft und macht Geschäfte, die nicht immer ganz astrein sind.

Meine Meinung

Dieser Kriminalroman bezieht seine Spannung vor allem aus seiner rasanten Handlung und einem thematisch interessanten Plot. Die Verquickung von Politik, Wirtschaft und Mafia in einen skrupellosen Fall von Umweltkriminalität ist das Eine, die Suche nach dem Sarkophag von Alexander dem Großen das Andere.  In diesem Handlungsstrang merkt man, daß Stefan von der Lahr im Hauptberuf Historiker ist und  im Beck Verlag als Lektor für Altertumswissenschaften arbeitet. Natürlich sind beide Handlungen reine Fiktion, aber ich konnte mir als Leserin vorstellen, daß sie passieren könnten, die Verflechtungen von Wirtschaft und Politik, aber auch die Welt der katholischen Kirche sind ziemlich realistisch dargestellt.

Wer sich allerdings auch Spannung wünscht, die aus dem Zusammenspiel des Handlungspersonals resultiert, der wird enttäuscht: Die Hauptpersonen bleiben ziemlich blass und sind nur oberflächlich skizziert.  Der Autor hat den Fokus ganz eindeutig auf eine, zugegebenermaßen gelungene, sorgfältige Konstruktion des Plots und die logische Zusammenführung der Handlungsfäden gelegt. Auch die Dialoge waren mir manchmal einfach zu lang und deshalb nicht so lebendig, sie dienten immer wieder dazu, möglichst viele Informationen unterzubringen.

Am Ende des Thrillers kommt es zu einem Showdown auf dem Mittelmeer, der Dan Brown alle Ehre machen würde. Diesen Showdown fand ich völlig unnötig – hier wäre etwas weniger mehr gewesen. Dan Brown ist übrigens nicht das Vorbild von Stefan von der Lahr und das meine ich durchaus positiv: Die historischen Hintergründe seines Romans sind wesentlich glaubwürdiger, die Kirchenwelt differenzierter dargestellt.

Fazit: Trotz einiger Kritikpunkte habe ich diesen Roman fast in einem Rutsch durchgelesen. Er ist spannend, gut recherchiert und konstruiert, also ideales Lesefutter für den Urlaub oder ein ausgedehntes Lesewochenende!

Sie können sich einen akustischen Eindruck von Autor und Buch verschaffen: Auf Zehnseiten gibt es ein Video (5:19 Min.) und auf der Seite des Beck Verlages eine längere Lesung (Video, 13:58 Min)

Wenn Sie Lust bekommen haben, das Buch zu lesen, können Sie es in den Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Die Links führen in die jeweiligen shops.