Als Buch habe ich es oft verkauft, ohne es gelesen zu haben. Meine Kollegin lobte den Humor des Buches und nun gab meine Mutter mir das Hörbuch mit der Bemerkung, ich solle mir das mal anhören, es könnte mir gefallen. Und sie hatte recht!

Der Inhalt

Eine Familiengeschichte, erzählt aus der Perspektive der Großmutter, aufgeschrieben jedoch von ihrer Enkelin. Schon das ist eine ungewöhnliche Erzählart. Ungewöhnlich ist auch die Geschichte dieser jüdisch – katholischen Familie: Großmama Elisabeth lernt in einem Lazarett des ersten Weltkrieges den Arzt Carl Rother kennen, der sie unbedingt heiraten will, obwohl sie keine Jüdin ist. Ihr zuliebe tritt er sogar zum Katholizismus über. Das Paar bekommt eine Tochter, Renate (mehr geben die Spermien von Carl nicht her), und lebt ein großbürgerliches Leben in Schlesien. Aber dann beginnt der Nationalsozialismus das Land zu verändern und während Elisabeth und Carl, die es mit der Politik nicht so haben, das eher ingnorieren, drängt ihre durch und durch schlesische Hausangestellte Liesel sie, das Land zu verlassen. Die Familie wandert nach New York aus, wohin ihr Liesel irgendwann folgt und fasst dort unter Mühe Fuß. Carl gründet eine Arztpraxis, in der Elisabeth mitarbeitet, Renate, die überaus intelligente Tochter entdeckt schon als Kind ihre Liebe zur Pathologie und wird ihr Leben lang in der New Yorker Pathologie arbeiten. Zum Entsetzen ihrer Mutter heiratet sie Dische, einen 25 Jahre älteren Wissenschaftler, der das ganze Buch hinduch keinen Vornamen bekommt. 2 Enkel kommen zur Welt: Carlchen und Irene. Und Irene wird zur Sorgenenkelin ihrer Großmutter…..

Meine Meinung

Ich habe dieses Buch sehr gerne angehört. Ich habe mich hier ja schon öfter als Fan von Hannelore Hoger geoutet und auch dieses Buch liest sie einfach großartig. Ihre Lesweise und der bissige, ironische Ton dieses Romans passen perfekt zusammen. Dabei gelingt Autorin und Vorleserin, die Tragik im Leben der Familie durchschimmern zu lassen: Die nicht immer einfache Beziehung zwischen Carl und Elisabeth, der Verlust fast der gesamten Familie Carls, der verzweifelte Versuch den beiden Enkeln, die von ihren genialen Eltern emotional völlig vernachlässigt werden, Hilfe und Unterstützung zu sein. Ihr Leben lang versucht die Großmama, die Familie zusammenzuhalten und versucht dabei, eine gute Katholikin zu sein (was ihr sehr oft nicht gelingt). Sie kämpft für sie sogar noch nach ihrem Tod, als sie aus dem Jenseits versucht, ihre Tochter Renate zu unterstützen. Auch Liesel, die etwas stotternde, aber lebenskluge Haushälterin und Köchin, die eigentlich die Fäden in der Hand hält, ohne daß es die Hausherrin merkt, bekommt von Hannelore Hoger ihre eigene, charakteristische Stimme.

Das alles ist wirklich vergnüglich anzuhören, besonders gut hat mir die erste Hälfte gefallen, in dem es Irene Dische für mein Gefühl besonders gut gelungen ist, die Balance zwischen Tragik und Humor zu halten. Das liegt vielleicht auch daran, daß danach sie selbst, als Enkelin, im Mittelpunkt steht, und sie zu sich selbst dann doch weniger Abstand hat als zu den Großeltern und den Vorfahren in Europa. Sie schließt sich der Hippiebewegung an und ist über viele Jahre hinweg in aller Herren Länder und in manchmal zweifelhafter Gesellschaft unterwegs. Für ihre Großmutter ein Grund zu Sorge und Empörung, ihre Mutter betrachtet das Geschehen aus großer Distanz. Trotzdem ist auch das alles amüsant und unterhaltsam, bevor sich, im lezten Teil, die Geschichte dann noch einmal intensiviert.

Fazit: Ein herrliches Hörvergnügen mit Tiefgang, wunderbar gelesen!

Eine, wie ich finde, sehr aussagekräftige Rezension aus dem Deutschlandfunk können Sie hier nachlesen

Wenn Sie Lust bekommen haben, das Buch zu hören oder zu lesen, können Sie es in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Die Links führen direkt zum Titel in den jeweiligen Shops.