Dieser Thriller interessierte mich für meine Jurytätigkeit bei den Stuttgarter Kriminächten. Außerdem habe ich schon einige Bücher von ihm gelesen – immer mit großer Spannung. Ich bedanke mich beim Dumont Verlag, der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat.

Der Inhalt

Februar 2003. Nach den Anschlägen von New York steht der Krieg gegen den Terror vor einem weiteren Höhepunkt: Die USA und ihre Verbündeten bereiten sich darauf vor, in den Irak einzumarschieren. BND Agent Frank Jaromin ist gerade von einem Einsatz in Bosnien zurückgekehrt und will sich eigentlich um seine zerstrittene Familie kümmern. Da kommt ein hochbrisanter Auftrag aus dem Kanzleramt: Eine irakische Regimegegnerin behauptet, die Vorwürfe, die den Krieg legitimieren sollen, seien erfunden, es gebe im Irak nachweislich keine Massenvernichtungswaffen. »Curveball« – jener Informant, auf dessen Aussage die Vorwürfe basieren – lüge. Der BND schickt Frank Jaromin mit zwei Kollegen in geheimer Mission nach Bagdad, um die Beweise der Dissidentin zu sichern und den Krieg im letzten Moment zu verhindern. Das aber liegt nicht im Interesse einer Gruppe einflussreicher Akteure – ganz im Gegenteil. Und schon bald kämpft Frank Jaromin um sein Leben … (© DuMont Verlag)

Meine Meinung

Auch dieser Thriller ist wieder Krimikost vom feinsten. Es ist wirklich bewundernswert, wie es Oliver Bottini gelingt, auf gleichbleibend hohem Niveau politische und gesellschaftliche Themen in seinen Romanen zu verarbeiten und mit einer fiktiven Handlung zu verbinden, die dennoch realistisch erscheint.

So ist es auch in diesem Roman. Er schickt seine Hauptfigur Frank Jaromin auf eine Mission, von der mir als Leserin ziemlich schnell klar wurde, daß sie nicht gut ausgehen kann, weil nicht nur die CIA keinerlei Interesse an den Beweisen der irakischen Dissidentin hat, daß es sich bei „Curveball“ um einen Lügner handelt, sondern es auch innerhalb des BND eine Gruppe gibt, die ein großes Interesse daran hat, die Glaubwürdigkeit des Nachrichtendienstes zu erschüttern. Unterstützung bekommt Jaromin von einer Beamtin des BKA, Hanne Lay, die im Auftrag des Kanzleramts ermittelt, was an den Informationen von Curveball wirklich dran ist. Aber weder Jaromin noch Hanne Lay gelingt es, das Komplott aufzudecken und der Ausgang ist bekannt: Der Irakkrieg fand statt und lange später stellte sich heraus, daß die Informationen von „Curveball“ Fake waren. Und so liegt die Spannung bei der Lektüre nicht darin, ob der Krieg verhindert werden kann, sondern darin, wem die handelnden Personen, allen voran Jaromin, eigentlich noch trauen können. Bis zum Schluss hält Bottini es offen, wer mit wem paktiert. Als Leserin hatte ich manchen Verdacht, von denen sich aber nicht jeder bestätigte. Klar ist nach der Lektüre auf jeden Fall, wie vielfältig die Möglichkeiten der Manipulation sind und wie brüchig das Vertrauen in staatliche Institutionen geworden ist, die immer mehr von persönlicher Macht- und Profilierungssucht unterwandert werden. Gefährdet wird dabei letztendlich unser System der Demokratie und die Lebensentwürfe von Menschen wie Frank Jaromin bleiben, auch wenn sie überleben, auf der Strecke.

In seinem Nachwort stellt Bottini klar, daß die meisten Personen und Ereignisse erfunden sind. Aber einige Ereignisse sind tatsächlich real und genau das macht den Roman interessant: Er bietet eine Theorie, die glaubwürdig ist.

Fazit: Ein Thriller, der durch seine unaufgeregte Sprache besticht und dabei die Balance zwischen äußerer und inner Spannung gut in der Waage hält. Außerdem bietet er eine interessante politische Analyse, ohne dabei zu überziehen. Absolut lesenswert!

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