Eigentlich schreibt Elizabeth Moon Science Fiction – und Fantasyromane, folgerichtig ist ihr neues Buch auch in der Zukunft angesiedelt. Das ist aber dann auch fast das einzige, was an Science Fiction erinnert. Denn der Autorin ist hier ein ungemein einfühlsamer und spannender Roman gelungen, der sich mit einem Thema beschäftigt, das irgendwann in einer nicht allzu fernen Zukunft Wirklichkeit werden könnte.
Worum geht es? Im Mittelpunkt steht der Ich – Erzähler Lou Arrendale, ein Autist mit ganz besonderes Fähigkeiten. Er arbeitet in einem Pharmaunternehmen, wo er bestimmte Muster in chemischen Experimenten erkennt. Er kann das besser und schneller als jedes Computerprogramm. In dem Unternehmen gibt es eine ganze Abteilung, die nur aus Autisten besteht, die eine besondere Arbeitsumgebung benötigen, um ihre besonderen Fähigkeiten voll entfalten zu können. Als ein neuer Abteilungsleiter kommt, beginnt er, diese Einrichtungen zu hinterfragen und die Arbeitsgruppe unter Druck zu setzen. Von ihm erfahren Lou und seine Kollegen auch, dass es eine neue Behandlungsmethode gibt, den Autismus zu heilen. Zwar ist sie noch nicht zugelassen, aber er legt Lou und der ganzen Gruppe nahe, das Verfahren mit zu machen, um ihre Arbeitsplätze zu erhalten.
Das ist der äußere Strang der Handlung. Noch weitaus spannender ist jedoch das Innenleben von Lou, in das uns die Autorin mitnimmt. Wir erfahren viel über seine Gedankengänge und seine Emotionen, die so ganz anders sind als das, was wir denken und fühlen. Und trotzdem kommt er uns nahe. Und so fragte ich mich während des Lesens immer wieder, was ich einem Menschen wie Lou raten würde, wie ich mich in seiner Lage wohl entscheiden würde.
Die Autorin hat ihre ganz eigenen, intensiven Erfahrungen mit dem Thema Autismus: In den 80er Jahren hat sie einen inzwischen fast erwachsenen autistischen Jungen adoptiert. Man merkt dem Roman an, dass sie viele eigene Erfahrungen mit dem Thema hat. Im Gegensatz zu Mark Haddon’s „Supergute Tage oder Die sonderbare Welt des Christopher Boone“, in dem ein Junge im Mittelpunkt steht, wird hier aus der Perspektive eines Erwachsenen erzählt. Aber auch dieser Roman macht uns seine „behinderte“ Hauptfigur überaus sympathisch und bringt uns das komplexe Thema des Autismus ein wenig näher.
Zwar würde ich mich dem Urteil der Washington Post, dass dieses Buch die Weltsicht des Lesers verändern würde nicht unbedingt anschließen, aber empfehlen kann ich diesen wirklich spannenden und bewegenden Roman unbedingt!
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