„Temporeich“ nennen Kritiker derartige Romane. Das ist pure Untertreibung. Marisha Pessls Debütwerk liest sich wie im ICE-Hochgeschwindigkeitsrausch; nach manchen Seiten fällt man fast atemlos vom Sofa,- manchmal vor Lachen und manchmal vor Staunen – oft ob der humorvollen und verblüffenden Vergleiche: „Die Vorstellung von einem festen Wohnsitz ist für mich nichts anderes, als für Bürger der Sowjetunion im trostlosen Winter 85, ein Cadillac-Coupé mit hellblauen Ledersitzen zu kaufen.“ Blue, eine Collegeschülerin, erzählt, wie sie mit ihrem Vater, einem gut aussehenden Witwer in den besten Jahren und Politik-Professor der Non-Konformisten-Generation, laufend von einer Universität an die nächste umzieht. Und wie sie sich ständig an neue Menschen und neue Orte gewöhnen muss. Schließlich gibt es auch noch einen mysteriösen Todesfall am College.
In jedem Fall empfehle ich dieses Buch allen jungen Frauen, die gerne Autorin werden wollen, studieren und/oder sich gerne von ihrem Vater emanzipieren wollen. Oder allen Vätern (-und Müttern), die ihre spätpubertäre Tochter verstehen wollen. In jedem Fall aber ist es ein Buch, für alle, die es lieben, sich lesend die Welt zu erschließen. Denn Blue erklärt sich das Leben mit der großen Weltliteratur, die sie mit exakten Quellenangaben zitiert, wie es eine wissenschaftliche Arbeit im Studium erfordert. Marisha Pessls Erzählstil wirkt authentisch, wie die Ich-Erzählerin, ihre Sprache ist prall und witzig, ihre Metaphern sind oft klug und manchmal altklug, so wie eben junge Menschen sein müssen, die sich an der Harvard-University um einen Studienplatz bewerben wollen. Selbst die Zeichnungen, die ausschauen wie Illustrationen aus dem Skizzenbuch einer talentierten 16jährigen, die gerne Modedesignerin werden möchte, passen in dieses Buch. Schlussendlich ist „Die alltäglich Physik des Unglücks“ ein Buch für Leser, die junge Menschen lieben.
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