Ein Junge auf der Flucht. In flirrender Hitze durch eine ausgedörrte Landschaft. Er versteckt sich in einem Erdloch vor seinen Verfolgern. Seine Familie, ein Polizist und die Dorfbewohner suchen ihn. Über Stunden harrt er dort aus. Im Schutz der Dunkelheit traut er sich heraus und läuft weiter. Er trifft auf einen alten Ziegenhirten. Diese Begegnung ist von beiderseitigem Misstrauen bestimmt. Aber nach kurzem Zögern schließt der Junge sich dem Alten an. Ein paar Tage wandern sie durch die karge Landschaft. Doch die Verfolger haben noch nicht aufgegeben. Der Junge begreift, dass der Hirte ihn schützen will, was auch gelingt, doch der zahlt einen hohen Preis. Sie flüchten weiter. Nachts, denn tagsüber ist es viel zu heiß. In einem verlassenen Dorf kommt es zum Showdown.

Jesús Carrasco wurde 1972 in der Provinzhauptstadt Badajoz in der Extremadura geboren. Er gilt in Spanien als literarische Neuentdeckung. Im Jahr 2013 wurde sein Buch DIE FLUCHT als Buch des Jahres ausgezeichnet. Seit 2005 lebt er in Sevilla.

Mit diesem Debüt liefert Carrasco wahrlich ein Meisterstück ab. Der Titel trifft genau um was es geht. Der Autor nennt keine Namen und keine Orte. Doch die Vermutung liegt nahe, dass es in einer ärmlicheren Gegend in Spanien spielt. Möglicherweise während oder kurz vor der Franco-Diktatur. Ganz langsam und portionsweise erfährt der Leser warum der Junge geflohen ist. Auf gut 200 Seiten beschreibt Carrasco überaus intensiv den täglichen Kampf ums Leben der Beiden, welcher sich dann sehr schnell in einen wortwörtlichen Überlebenskampf verwandelt. Durch die überschaubare Personenzahl, die genaue Schilderung der Landschaft und die Unbarmherzigkeit der Hitze, machen diesen Roman zu einem Leseerlebnis von einer großen Intensität.

Mit einer klaren Sprache und wenigen Dialogen treibt der Autor die Spannung des Buches derart auf die Spitze, dass ich am Ende völlig atemlos dasaß und dachte: Unglaublich!! Was für ein Buch!!!!!! Das kann man auch ein zweites und drittes Mal lesen!!