Für meine Jurytätigkeit bei den Stuttgarter Kriminächten bin ich auch immer auf der Suche nach Thrillern oder Kriminalromanen, die einen politischen oder zeitgeschichtlichen Hintergrund haben. Dieser Roman, der in der Zeit von 1945 bis 1949 spielt, schien mir interessant und der Gmeiner Verlag war wieder einmal so freundlich, mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung zu stellen.

Der Inhalt

1945: Deutschland ist gezeichnet von 6 Jahren Krieg. In Köln hat Hardy Schmittgen, ehemailger Wachtmeister, Unterschlupf in einer Kneipe mit großen Schnapsvorräten gefunden, deren Inhaberpaar er ermordet aufgefunden hat. Seine Frau und Tochter sind bei einem Bombenangriff um’s Leben gekommen. Hardy trinkt sich durch die Schnapsvorräte und will eigentlich seinem Leben bald ein Ende bereiten, als eines Tages Luisa Povornik zu ihm stößt. Sie ist die Nichte des ermordeten Kneipenpaars und hat ebenfalls ihre Familie während der Bombenangriffe auf Berlin verloren, von wo aus sie sich nach Köln durchgeschlagen hat. Hardy und Luisa werden zu einer Schicksalgemeinschaft, als sie einem englischen Verbidnungsoffizier aus der Patsche helfen und dieser ihnen einen Job anbietet.

Meine Meinung

Dieser Roman konnte mich leider nicht überzeugen, obwohl die Leseprobe, die ich vorher gelesen hatte, ganz gut begonnen hatte. Zwar stellt er die Zeit direkt nach Kriegsende ganz gut dar, aber das war’s dann auch schon. Die beiden Hauptprotagonisten Hardy und Luisa sind durch das, was sie im Krieg erlebt haben lebensmüde (Hardy) und voller Wut (Louisa), was sich auch in einer ziemlichen Brutalität niederschlägt, mit der sie sich an 2 Personen rächen, die ihnen zugegebenermaßen übel mitgespielt haben. In der gesetzlosen Zeit direkt nach dem Krieg mag das vielleicht tatsächlich so gewesen sein. Reginald Taylor, der britische Verbindungsoffizier und seine Frau Barbara, haben Hardy und Louisa bei ihren Schwarzmarktgeschäften beobachtet und anstatt sie anzuzeigen, geben sie den Beiden immer wieder kleine Aufträge, durch deren Erfüllung sie sich der Verhaftung entziehen können, aber diese Aufträge und die Mühelosigkeit, mit der Hardy und Louisa diese erledigen wirkten auf mich unglaubwürdig. Als das Deutsche Parlament 1949 zum ersten Mal tagen soll, wird es brandgefährlich, denn scheinbar soll ein Anschlag verübt werden, den nur die beiden verhindern könnten. Zu spät bemerken sie, daß irgendjemand hier ein doppeltes Spiel spielt.

Genau dieKonstruktion wirkte auf mich denn auch lieblos und gewollt, die einzelnen Kapitel waren teilweise nur aneinander geklatscht, das Ende wirkte auf mich aufgesetzt und gewollt, so als ob dem Ganzen noch ein Knalleffekt fehlten würde, der dann auf den letzten Seiten noch nachgereicht wird und gleichzeitig erklären soll, warum Hardy und Louisa so leicht Erfolg hatten. Sprachlich ist dieser Roman eher grobschlächtig, die psychologische Seite eindimensional. Das ist schade, denn aus der Ausgangslage, den gesetzlosen und chaotischen Zuständen der Zeit direkt nach Kriegsende hätte man einen interessanten Roman gestalten können – Mechtild Borrmann hat es in „Trümmerkind“ vorgemacht. Auch die Entstehungszeit der jungen Bundesrepublik, in der mit dem Grundgesetz eine ganz neuartige Verfassung entstand und den ersten Wahlen hätte Stoff geboten, den Sebastian Thiel hätte deutlich differenzierter hätte einarbeiten können.

Fazit: Ich habe diesen Krimi nur fertig gelesen, weil ich wissen wollte, wie der Autor das zu Ende bringt – ein paar mal war ich versucht, die Lektüre einfach abzubrechen. Schade! Leider keine Leseempfehlung von mir.

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