Dieser Titel interessierte mich, weil er einen der wichtigsten Momente der deutschen Zeitgeschichte in den letzten 50 Jahren als Thema hat: Die legendäre Pressekonferenz, in der „Günter Schabowski ratlos vor einer Pressemitteilung sitzt, die er verlesen hat und dann die Worte „Das tritt nach meiner Kenntnis…. ist das sofort, unverzüglich“ ausspricht und damit die Mauer öffnet. Der Gmeiner Verlag hat mir dankenswerter Weise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt.

Der Inhalt

November 1989: In der DDR herrscht Aufruhr, ständig finden Demonstrationen statt, die immer größeren Zulauf bekommen. Der Volkspolizist Juri lernt die Oppositionelle Nadja kennen, die gesetzeswidrig eine Wohnung in dem Haus bezieht, in dem Juri Hauswart ist. Während Juri bis dahin immer noch fest an das System geglaubt hat, beginnt seine Einstellung zu wanken, als er bei den Leipziger Demonstrationen miterlebt, wie die Demonstranten mit brutaler Gewalt auseinander getrieben werden. Dann gerät Nadja in’s Visier der Stasi und in Lebensgefahr. Juri beschließt, ihr zu helfen und versteckt sie in der Datsche seines Großvaters. Verzweifelt sucht er nach einem Weg, Nadja zur Flucht zu verhelfen und als ihn ein Mitglied des Politbüros beauftragt, eine eilige Pressemitteilung in’s Pressezentrum zu Günter Schabowski zu bringen, wittert er seine einmalige Chance…..

Meine Meinung

Natürlich hat es Charme, sich vorzustellen, daß ein einfacher Volkspolizist das große Rad der deutschen Geschichte dreht. Stefan Keller gelingt es in diesem Roman gut, die chaotische Lage der letzten Tage der DDR darzustellen. Wir sind dabei, als Nadja mit anderen Regimekritikern eine Aktion plant, erleben aber auch mit, wie eng die Überwachung der Stasi gewesen ist. Juri ist als Volkspolizist zur Wache vor dem Sitz des Zentralkommitees eingeteilt und erlebt die Hektik und Ratlosigkeit der Politiker mit, die, konfrontiert mit der Staatspleite, völlig kopflos agieren. Nadja und irgendwann auch Juri werden von der Stasi beobachtet und Nadja gelingt es nur knapp, zu entkommen. Juri hingegen muss feststellen, daß Nadja’s Verfolgung nicht nur von der Stasi organisiert wird, sondern daß jemand dahinter steckt, den er nur allzugut kennt.

Das alles liest sich spannend weg, aber leider bleibt die Handlung letztendlich relativ simpel und ist nicht wirklich gut entwickelt. Das Ende ist zwar so, wie man es als Leser*in hofft, aber im Grunde genommen ist es auch klar, daß es so ganz bestimmt nicht gewesen ist, auch wenn man in den chaotischen Zuständen dieser Novembertage viel für möglich halten könnte.

Fazit: Spannend zu lesen, atmosphärisch durchaus gelungen, aber letztendlich konnte mich dieser Thriller nicht so recht überzeugen.

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