Ich freue mich, daß Barbara Scholz mir wieder einmal eine Rezension geschickt hat mit den Worten: „Eigentlich bin ich immer sehr misstrauisch, wenn ein Autor einen Bestseller nach dem anderen produziert. So ging es mir auch mit dem neuen Roman von Jan Weiler, dessen erster Erfolg Maria ihm schmeckt’s nicht mir großes Lesevergnügen bereitet hatte.

Deshalb fing ich mit einer gehörigen Portion Skepsis an, seinen aktuellen Roman Der Markisenmann zu lesen. Und ich will es gleich vorwegnehmen, der Roman hat mich total begeistert und überzeugt.“

Der Inhalt

Die 15jährige Kim hat in einem unkontrollierten Wutanfall beinahe ihren jüngeren Stiefbruder getötet. Deshalb darf sie nicht mit in die gemeinsamen Ferien fahren, sondern soll die Sommerferien mit ihrem Vater verbringen. Diesen Vater kennt sie nicht, Er hat die Familie verlassen, als sie 3 Jahre alt war, und alles, was sie von ihm hat, ist ein verschwommenes Foto, das dann irgendwann auch verschwindet. Ihre Mutter weigert sich, über ihn zu sprechen, und Kim hat viel Phantasie daran verwendet, ihn sich in den tollsten Berufen vorzustellen. Als sie ihn dann trifft, ist sie zunächst tief enttäuscht: Ihr Vater lebt am Rhein-Herne-Kanal in einem stillgelegten Industriegebiet, in einer Halle, die mit 3406 Rollen Markisenstoff gefüllt ist, ein Restposten aus den Beständen der DDR. Er verdient seinen Lebensunterhalt, indem er versucht, Markisen zu verkaufen, Installation und Wartung inbegriffen. Nach anfänglichen Schwierigkeiten kommen sich Vater und Tochter näher. Kim erkennt ihren Vater als einen sanften, schüchternen, aufrichtigen Mann. Nach einiger Zeit begleitet sie ihn auch auf seinen Touren und bringt ihn auf neue erfolgreichere Verkaufsstrategien. Zusammen sind sie ein überzeugendes Duo.

Die Meinung von Barbara Scholz

Was diesen Roman aber zu einem ganz besonderen Lesevergnügen macht, ist das Umfeld und die wenigen Menschen, die in diesem Industrieruinengebiet wohnen bzw. arbeiten. Eigentlich leben sie am Rande der Gesellschaft und besitzen doch viel Herzenswärme und Toleranz. Für Kim wird es einer der schönsten Sommer ihres Lebens, und sie lernt, das Leben aus einer neuen Perspektive zu sehen und zu verstehen. Am Ende erfährt sie sogar die näheren Umstände ihrer merkwürdigen Familiensituation.

Wie gesagt, der Roman ist ein großes Lesevergnügen. Sehr anschaulich werden die skurrilen Lebensumstände und die Menschen, die auf diesem Fleckchen Erde leben, geschildert, völlig unsentimental, aber mit großer Wärme und viel Humor und werden so für uns lebendig. Auch Kims Veränderung von einer wütenden, sich stets benachteiligt fühlenden, aber auch verwöhnten jungen Frau zu einer empathischen, einsichtigen Jugendlichen überzeugt.

Wenn Sie in das Buch reinlesen möchten, finden Sie hier eine Leseprobe

Wenn Sie das Buch selbst lesen möchten, können Sie es in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Die Links führen direkt in die jeweiligen shops