Auf diesen Thriller war ich gespannt, weil ich mich zum einen für Israel interessiere und zum anderen den ersten Thriller „Der Tunnel“ von Hans Leister bei seinem Erscheinen sehr gerne gelesen hatte. So war ich gespannt, was mich dieses Mal erwarten würde. Ich bedanke mich beim Benevento Verlag, der mir ein wirklich sehr schön gestaltetetes Rezensionsexemplar aus der Auflage zur Verfügung gestellt hat.

Der Inhalt

Die israelische Marinesoldatin Leah ist mit dem U-Boot auf Patrouille, als plötzlich alle Messinstrumente verrücktspielen. Gewaltiger Unterwasserlärm schreckt die U-Boot-Besatzung auf. Bald steht fest: Auf der Erde hat ein verheerendes Ereignis biblischen Ausmaßes stattgefunden. Über Wasser ist alles zerstört; Häfen können nicht angefahren werden. Niemand an Land scheint überlebt zu haben. Wie sieht die Zukunft der Menschen an Bord aus? (© Benevento Verlag)

Meine Meinung

Erzählt wird die Geschichte von 2 Hauptpersonen:

Leah, die Marinesoldatin, stellt im Laufe der Handlung fest, daß sie schwanger wird. Als der Kapitän des U-Botes ums Leben kommt, übernimmt sie das Kommando auf dem U-Boot, dessen Besatzung (außer dem Kommandanten) ausschließlich aus Frauen besteht.

Tarik ist Palästinenser, der in Gaza lebt und für die Hamas einen Tunnel zwischen Ägypten und Israel gräbt. Sein Sohn Chaled beteiligt sich an einer Demonstration an der Grenze zu Israel, die eskaliet und er wird nie erfahren, was ihm widerfahren ist. Seine Tochter Amany ist Expertin für Landkarten, die sie digitalisiert. Es wird zwar nicht ausgesprochen, jedoch ging ich bei der Lektüre davon aus, daß sie am Aspergersyndrom leidet oder autistisch ist – das würde ihre besonderen Fähigkeiten, sich jedes Gebiet der Erde auf einer Karte vorzustellen erklären, die für ihr Überleben essentiell werden werden, aber auch ihre Zurückgezogenheit und Menschenscheu.

Als die Katastrophe passiert, die die Menschheit mehr oder weniger auslöscht, befindet sich Leah tief unter der Meeresoberfläche, Tarik und Amany tief unter der Erde im Tunnel. Während das U-Boot an die Küste zurückfährt kämpfen sich Tarik und Amina mit Hilfe von Elif, einer Jüdin, der einzigen Überlebenden sie sie antreffen, an die Küste durch und werden von Leah und ihrer Besatzung aufgenommen. Sie bekommen Kontakt zu einer Gruppe Überlebender in der Schweiz, die in einem unterirdischen Bunker überlebt haben und machen sich auf die gefahrvolle Fahrt und einen anschließenden mehrtägigen Fussmarsch auf, um sich dorthin in Sicherheit zu bringen. Amany weist ihnen den Weg, denn sie kann die Route aus dem Gedächtnis nachzeichnen – alle digitalen Versionen sind natürlich verloren.

Leser:innen des ersten Romans von Hans Leister wird manches bekannt vorkommen: Die Gruppe in der Schweiz haben wir bereits in „Der Tunnel“ kennengelernt. Während es in diesem Roman offen blieb, welcher Art die Katastrophe gewesen sein könnte, erfahren wir in diesem Buch, daß es sich um einen gigantischen Vulkanausbruch handeln könnte, der dazu führte, daß die Stratosphäre auf viele Jahre hin durch die aufsteigende Asche verschmutzt und fast alle Spuren der westlichen Zivilisation ausgelöscht hat. Wie schon im Tunnel beschreibt Hans Leister akribisch die Geschehnisse, dieses Mal in einem U-Boot: Die Abläufe, die Leah und Ihre Mannschaft in zahlreichen Übrungsfahrten geübt hatten, erweisen sich nun als Überlebensgarantie. Man merkt dabei, daß er sich intensiv in die Materie eingearbeitet hat und auch mit einem U-Boot gefahren ist. Wie bereits im Tunnel dekliniert er durch, was in einem solchen Katastrophenfall alles beachtet werden muss. So muss die Mannschaft sich auch mit den atomaren Sprengköpfen, die an Bord sind, auseinandersetzen und eine Lösung für deren Entsorgung finden.

Das fand ich interessant, allerdings erreichte Hans Leister für mein Gefühl dieses mal nicht dieselbe Intensität wie im ersten Buch. Das mag zum einen daran liegen, daß er sich in allem rund um den Zugverkehr aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit für Bahnunternehmen viel tiefgehender mit der Materie auskennt – da helfen eben noch so gute Recherchen nicht, wenn eigene Erfahrungen fehlen. Zum anderen könnte es natürlich auch daran liegen, daß das Überraschungsmoment für mich dieses Mal weggefallen ist und das Schema, in dem die Handlung entwickelt wird, dem des Vorgängerbandes sehr ähnlich ist. Auch der letzte Teil, der die Leserschaft in eine Zukunft zehntausende Jahre später versetzt, schließt an den letzten Teil dieses Bandes an. Das hat mir fast am besten gefallen.

Überzeugt haben mich dieses Mal auch die Figuren nicht – die Charaktere blieben für mich blass und auch der israelisch – palästinensische Konflikt, der in den beiden Hauptfiguren angelegt ist, wirkt oberflächlich und konstruiert. Zudem hatte der erste Teil des Buches für mich deutliche Längen – hier hätten es 100 Seiten weniger auch getan.

Fazit: So schön das Buch auch gestaltet ist, richtig gepackt hat es mich nicht. Wer sich jedoch für technische Thriller begeistern kann und für das Leben in einem U-Boot interessiert, kann ihm bestimmt einiges abgewinnen.

Wenn Sie sich einen Eindruck vom Stil des Buches machen möchten, können Sie hier einen Blick ins Buch werfen.

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