Bunny und Blair sind siamesische Zwillinge, 33 Jahre leben sie in einem englischen Heim. Dann werden sie voneinander getrennt und sollen im Zuge der Privatisierung des Sozialdienstes unter der sehr lang gelassenen Leine einer fragwürdigen Sozialfürsorge nun ein eigenständiges Leben in London ausprobieren. Blair ist besessen von seinem endlich frei auslebbarem Sexualtrieb während Bunny kränkelt und verunsichert ins vertraute Heim zurück möchte.
In einem anderen Teil der Welt einer Bürgerkriegsregion im Kaukasus wehrt sich das junge Bauernmädchen Ludmilla gegen die sexuellen Zudringlichkeiten ihres Großvaters und tötet ihn dabei. Sie versucht mit einem großen Mundwerk, natürlicher Schönheit und mit einer durch bittere Armut entstandenen Abgebrühtheit und zugleich anrührender Naivität, ihre Familie zu ernähren und vor den nun zusätzlich auftretenden Problemen zu retten.
Die beiden Geschichten, fast bis zum Schluß des Buches parallel erzählt , laufen zusammen, als sich die Brüder aufmachen, um das von Blair im Internet als ideale für ihn auserkorene Mädchen Ludmilla, in ihrer Heimatprovinz zu treffen.
Sie geraten von diletantischen Mädchenhändlerkreisen mitten in einen Bürgerkrieg in einem korrupten Staatssystem und zwischen die Fronten. Die Begegnung mit Ludmilla und ihrer Familie führt sie in große Gefahr.
Das Buch ist keine leichte Kost, nichts für Romantiker und Liebhaber eines freundlichen Unterhaltungsromans. Ein Sinn für die zuweilen beißende Ironie und die skurile Seite des englischen Humors in seiner heutigen ‚coolen’ Form ist für das Verständnis wünschenswert.
Der Autor ist im übrigen Ire und hat mit seinem ersten Roman ‚Jesus von Texas’ drei wichtige Literaturpreise der angelsächsischen Welt bekommen. Dies ist sein zweites Buch, dessen deutscher Titel die Aufmerksamkeit auf die Zwillinge lenkt anstatt auf Ludmilla. Wegen der Namensgleichheit mit dem Noch- Premier Englands? In der Tat reflektiert die Geschichte der Zwillinge auf satirische Seite einen Teil des heutigen britischen Gesellschaftsystems. Doch alle drei Personen sind starke Charaktere deren Tun und Aussprüche lesenswert sind.
Zunächst ist es ein unangenehmes Buch, aber dann zu fesselnd und zu gut geschrieben, um es aus der Hand zu legen, vor allem die Schilderungen der Familie Ludmillas und ihrer Lebensbedingungen. Das Zusammenkommen, der Weg dorthin sind so konstruiert und skuril wie der Aschenputtelschluß des Ganzen.
Im Grunde ist der Roman eine sarkastische Persiflage der gesellschaftlichen Verhältnisse in Großbritannien und der ehemaligen Sowjetunion und dem, was ihre Randgruppen gemeinsam haben. Es bleibt ein unbehagliches Gefühl!
Dennoch: lesenswert für jeden, der neugierig ist!
Wenn Sie auch ein Buch empfehlen möchten oder Ihre Meinung zu diesem Buch abgeben möchten, dann freuen wir uns auf Ihre mail!