Im Winter 1900 wird Franz in der Hansestadt Hamburg geboren. Zunächst wird er erzogen von drei Frauen, seiner starken mexikanischen Großmutter ‚La Conquista’, seiner Mutter Mercedes und seiner Tante Maria. Sie geben ihm eine warmherzige Erziehung und führen ihn in die Mythen Mexikos ein. Sein Vater hält ihn für eine Mißgeburt und läßt sich elf Jahre lang nicht mehr blicken.
Plötzlich taucht er wieder auf und schickt Franz in eine Kadettenanstalt, wo er mißhandelt und gedrillt wird. So wird aus ihm ‚der Patriarch’, hart, geschäftlich erfolgreich, den Konventionen ergeben und sehr egozentrisch.
Geschrieben wird seine Geschichte von seiner jüngsten Tochter aus dritter Ehe. Sie leidet unter ihm wie alle Frauen seiner Umgebung, aber sie schildert auch seine verborgenen Seiten mit Wärme und Verständnis.
Es ist nicht Franz , sondern die ihn umgebenden Personen, die diese Familiengeschichte so lebendig und vielschichtig machen. Besonders ‚la Conquista’, die später ermordet wird, Mercedes, die militante Vegetarierin wird und in die NSDAP eintritt, weil Hitler auch Vegetarier ist. Die schöne Tante Maria, die Frauen liebt und aus Rücksicht auf die Familie nach Berlin zieht und dort Psycholanalytikerin wird. Dann gibt es Paul, ein Weisenkind, das über die Ganovenwelt in die der Hamburger Bürger gerät und von dort in die Berliner Theaterwelt. Paul ist Franz Gegensatz: feinfühlig, kunstliebend, weich. Beide werden ein ungleiches Freundespaar. Pauls Tochter Paula ist die Märchenfigur des Romans. Sie erscheint wie eine Fee, die mit ihrem ungewöhnlichen Duft die Schmetterlinge der Stadt anzieht. Franz dritte Ehefrau Milena entzieht sich den Zwängen des Lebens als Reedersgattin, indem sie nur noch Werbesprüche zitiert und dann früh stirbt.
Die steife Kaufmannsgesellschaft, in der sich die Protagonisten bewegen, ihr Klatsch und Tratsch, die (un)politische Konventionen, alles wird über das gesamte 20. Jahrhundert anschaulich beschrieben. Besonders schön sind jedoch die surreal anmutenden Passagen über das Wetter und seinen Einfluß auf die Menschen. Dort, wo von Marcard mit der Fantasie und der Magik erzählt, die wir aus Südamerika kennen, fesselt sie am meisten.
Gut zu lesen!