Der Zug rast dem Osten entgegen, und alle warten auf den Morgen.
Moskau 1986. Eine junge Frau steht am Fenster der Transsibirischen Eisenbahn und beobachtet eine Abschiedsszene zwischen einem Mann, seiner Frau und seinem Sohn. ‚Hoffentlich kommt er nicht in mein Abteil’, denkt sie, aber vergebens: Wadim Nikolajewitsch Iwanow, ein Bauarbeiter, wird mit Zwiebeln, Schwarzbrot, Tee und Wodka für die nächsten Wochen ihr Reisebegleiter sein, im Abteil Nr. 6, nur eine Armeslänge von ihr entfernt sitzend.
Wadim ist kein schlechter Mensch, aber völlig verroht in seinem Denken und Sprechen, und die junge Finnin, die als Archäologin auf dem Weg zu den Felszeichnungen in Ulan-Bator ist, muss sich viele Zumutungen gefallen lassen. Trotzdem entsteht eine Vertrautheit und eine Art Freundschaft zwischen den Beiden. Und für die junge Finnin wird es zu einer Reise zu sich selbst.
Der Roman ist eine Art ‚Roadmovie’ der besonderen Art, denn Rosa Liksom macht durch ihre wunderbar poetischen Schilderungen der vorbeiziehenden Landschaften, des Wechsels von Tag und Nacht und des Vorwärtsstampfen des Zuges das Reisen fast physisch erfahrbar. Außerdem lernen wir Städte, Menschen und Zustände der ehemaligen Sowjetunion kennen.
Ein sehr berührender Roman, auch wenn frau manchmal über die Ausdrucksweise und die Zumutungen des Russen schlucken muss.