Dreisprachig gut unterhalten
Ich gestehe: Ich gehe gerne bei IKEA einkaufen, und vor allem in der Vorweihnachtszeit, damit ich mir die günstigen 100-Teelichter-Packs kaufen kann. Die brauche ich, weil ich so viele Lichtquellen für Teelichter in meiner Wohnung habe, dass man denken könnte, das ganze Haus brennt, wenn ich alle gleichzeitig anzünde.
Am 1. Dezember allerdings bin ich nicht wegen der Teelichter zu IKEA gefahren (obwohl ich ein paar andere hübsche Kerzen gekauft habe), sondern um Maj Sjöwall und Jürgen Alberts zu sehen. Zusammen mit meiner Kollegin Natalie Puttkammer gönnte ich mir erst ein kleines Abendessen, dann tauschten wir unsere Eintrittskarten gegen ein schmuckes Plastikarmbändchen, wie ich es sonst nur von Open-Air-Festivals kenne, und nahmen in einem kleinen abgeteilten Bereich des Restaurants Platz.
Und dann waren sie schon da: Maj Sjöwall, vor allem bekannt durch ihre Kommissar-Beck-Romane (und deren Verfilmungen), und Jürgen Alberts, der in deutschen Krimikreisen auch kein Unbekannter ist.
Die beiden kennen sich von verschiedenen Lesereisen, schreiben seit einigen Jahren gemeinsam und treten zusammen auf – diesmal also bei IKEA Sindelfingen. Und was soll ich sagen? Schweden sind einfach sympathisch! Maj Sjöwall begrüßte uns kurz auf schwedisch, und nachdem klar war, dass doch nicht alle diese Sprache beherrschen, schwenkten beide auf deutsch und englisch um, während sie ein wenig aus dem Nähkästchen plauderten und aus ihren Krimis lasen (natürlich ohne das Ende zu verraten). Nun stellen Sie sich diese 76jährige Autorin vor, wie sie da neben ihrem Freund und Kollegen sitzt und mit schelmischem Augenzwinkern ihre Krimis vorliest. Und daneben Jürgen Alberts, der ein hervorragender Autor und Vorleser ist, und beide versprühen jede Menge Charme und Fröhlichkeit, die vor niemandem im Publikum Halt machen. So wohl habe selbst ich mich noch nie bei IKEA gefühlt habe. Die Krimis selbst sind spannend, mit einer gesunden Portion Hinterhältigkeit und noch mehr Humor, absolut lesenswert. Vor allem der Krimi in zwei Stimmen (in „Kriminelles Doppel“), den die beiden geschrieben und vorgetragen haben wie ein altes Ehepaar.
Danach stürmten dann alle (ja, alle, auch ich!) zum Büchertisch, um ein Buch zu kaufen und es signieren zu lassen – was beide Autoren mit großer Freude und Geduld taten. Und jetzt sitze ich also im Schein meiner IKEA-Teelichter und –Kerzen und schmökere in meinem neuen Sjöwall/Alberts-Buch, gucke voller Begeisterung die Autogramme vorne im Buch an und denke, dass es sich immer lohnt, zu IKEA zu fahren. Vor allem, wenn Maj Sjöwall und Jürgen Alberts dort sind.
Kati Fräntzel
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