Das „Kriminelle Finale“ der 16. Stuttgarter Kriminächte
Das Kriminelle Finale mit der Verleihung der Krimipreise ist nicht nur der Abschluss, sondern für mich auch immer der Höhepunkt der Stuttgarter Kriminächte – wann sonst hat man so viele hochkarätige Krimiautor:innen auf einmal versammelt! Und außerdem finde ich es immer spannend, die Autor:innen, deren Bücher ich (fast) immer auch im Rahmen meiner Juryarbeit gelesen habe, live zu erleben und ihnen persönlich zu begegnen. In der vollständig gefüllten Halle im SpardaWelt Eventcenter moderierten Schirmherrin Astrid Fünderich und Jochen Stöckel gewohnt charmant den Abend und die Band „Inspector Noise“ sorgte wieder für die musikalische Umrahmung.
Nach der Begrüßung durch den Hausherrn Martin Buch von der Sparda Bank folgte eine launig-geistreiche Rede durch den Leiter des Kulturamtes Marc Gegenfurtner, die das Publikum mit Bravo-Rufen honorierte.
- Susanne Tägder (© Foto: Susanne Martin)
- Wolfgang Schorlau (© Foto: Susanne Martin)
Als erste Preisträgerin erhielt Susanne Tägder aus der Hand von Michelle Ketzer von Wittwer-Thalia den Thalia-Debütpreis für ihren Krimi „Das Schweigen des Wassers“. Im Hauptberuf Richterin erzählt sie einen Cold-Case, den ihr Hauptlommissar Groth kurz nach der Wende aufzuklären hat. Ein wirklich spannendes und sehr überzeugendes Debüt, das die Atmosphäre der Nachwendezeit gekonnt einfängt. Mit großer Freude hörte ich im Anschluss an die Veranstaltung, als ich mir mein Leseexemplar signieren ließ, dass im Herbst ein neuer Roman von Susanne Tägder erscheinen wird!
Wolfgang Schorlau ist nicht nur für mich ein alter Bekannter, sondern auch für die Stuttgarter Kriminächte. Nach 2014 und 2018 erhielt er zum dritten Mal den RSM Ebner-Stolz Wirtschaftskrimipreis für „Black Forest“. Er las – ganz gegen die Tradition – im Anschluss an die Preisübergabe keinen Ausschnitt aus seinem Buch, sondern ging auf das ganz besondere Verhältnis von zwei seiner Hauptprotagonist:innen ein: Georg Denglers Mutter zu seinem Sohn Jakob. Das Zusammenspiel der Generationen spielt im Roman eine wichtige Rolle, denn Jakob ist Umweltaktivist und will seine Großmutter von der Wichtigkeit alternativer Energien überzeugen.
Leider konnte der Träger des Politikpreises der Heinrich-Böll-Stiftung Baden-Württemberg, Marc-Uwe Kling, nicht persönlich anwesend sein. Das bedauerte nicht nur ich, sondern auch der Rest der Anwesenden, aber ein Künstler wie er hat natürlich eine sehr langfristige Terminplanung und dass er diesen Presi gewinnen würde, stand ja erst zu Jahresbeginn fest. Immerhin war er mit einer kurzen Videobotschaft vertreten und Astrid Fünderich gab sich große Mühe, ihn mit der Lesung des ersten Kapitels des ausgezeichneten Thrillers „Views“ zu vertreten.
Zum Abschluss wurde dann der Hauptpreis verliehen: Thomas Knüwer erhielt für seinen großartigen Kriminalroman „Das Haus in dem Gudelia stirbt“ den mit 5000 Euro dotierten SPARDA-Krimipreis. Beim signieren kam ich mit dem Autor noch ins Gespräch und er erzählte mir, dass sein Manuskript von 20 (!) Verlagen abgelehnt wurde, bevor der Pendragon Verlag es wagte, einen Kriminalroman zu veröffentlichen, der in keine Schublade passt und deshalb nach Meinung der ablehnenden Verlage, schlecht zu vermarkten ist. Ein Hoch auf den Independent Verlag, der den richtigen Riecher hatte und diesen Krimi veröffentlichte, der seinen Reiz nicht nur aufgrund seiner gekonnten Konstruktion, sondern eben auch genau aus der Tatsache hat, dass er sich eben nirgends klar einordnen lässt. Dieder Mut zum Risiko wurde übrigens nicht nur mit der Auszeichnung in Stuttgart, sondern auch mit dem Deutschen Krimipreis 2024 belohnt. Thomas Knüwer ist definitiv ein Autor, von dem man mehr lesen möchte!
So schnell wie der Abend waren auch die Stuttgarter Kriminächte 2025 vorbei. Toll, was der Verein Stuttgarter Kriminächte gemeinsam mit Bine und den beiden Evas, wie die Geschäftsführerinnen Eva Hosemann, Eva Hoss-Pohl und Bine Schulz liebevoll genannt werden, wieder für ein vielfältiges und spannendes Programm auf die Beine gestellt haben! Das Publikum dankte es mit durchgängig ausverkauften Lesungen und einem langanhaltenden Schlussapplaus.
Und für mich liegen schon die ersten neuen Krimis bereit für die Juryarbeit – nach den Kriminächten ist eben auch immer vor den Kriminächten!