Dieser Kriminalroman ist mehr als nur ein Krimi. Vielmehr nutzt der Autor Christoph Nix das Genre um die schwierigen Verhältnisse in Uganda darzustellen, einem Land in Afrika, reich an Bodenschätzen und doch bettelarm. Er verarbeitet in diesem Roman eigene Erfahrungen, die er selbst in Afrika gemacht hat.

Der Inhalt

Liv Utstedt ist Schwedin und engagiert sich für „Ärzte ohne Grenzen“ in Uganda. Sie wird ermordet im Haus des schwedischen Kulturattachés aufgefunden. Zwei Soldaten, Oanda und Momba, werden mit den Ermittlungen beauftragt. Ihre Hilfe ist unerwünscht, aber ihr Vorgesetzter ernennt sie kurzerhand zu Kriminalbeamten und richtet ihnen ein Büro ein, in dem 2 Stühle und ein Schreibtisch stehen. Sie beginnen mit bescheidenen Mitteln Spuren nachzugehen: Liv Utstedt hatte in ihrer Jugend eine kurze Affäre mit dem jetztigen Staatspräsidenten Aseveni, der in den 80er Jahren einige Jahre Asyl in Schweden bekam. Ist das Mordmotiv dort zu suchen oder doch eher in Livs Kampf gegen die Verschleppung von Kindern in die Lord’s Resistance Army, wo sie zu Kindersoldaten ausgebildet werden? Oanda und Momba ermitteln und finden heraus, was passiert ist.

Die Hauptpersonen

Das Ermittlerduo Oanda und Momba muss viel Geschick beweisen, um sich bei ihren Nachforschungen nicht die Finger zu verbrennen. Sie haben dabei ihren ganz eigenen Blick auf die europäischen Mitarbeiter*innen in NGO’s und Diplomatie. Unter den Muzungus, wie die Weißen genannt werden, gibt es viele, die voller Idealismus versuchen, die Verhältnisse zu ändern. Dabei wohnen sie  jedoch in ihren eigenen Vierteln, hinter Zäunen und in weißen Häusern „mit einem Betonsockel, so daß sie niemals Angst haben müssen, dass Schlangen hineinkriechen.“ Korruption und Intrigen in der politischen Elite machen dieses Engagament schwierig und stellen die Diplomaten vor immer neue Herausforderungen. Staatspräsident Aseveni, der als junger Mann am Sturz Idi Amins beteiligt war, ist inzwischen den Verlockungen der Macht erlegen und vor allem damit beschäftigt, sich diese Macht auch zu erhalten. Seine Frau Jane ist Anhängerin der Evangelikalen, die in Uganda immer einflußreicher werden und blockiert immer wieder Projekte, die ihr Mann anstoßen möchte. Oanda und Momba treffen bei ihren Ermittlungen auch auf Philip Lang, einen schwedischen Arzt und Kollegen von Liv, der hartnäckig sein Ziel verfolgt, in Uganda eine Universität  für Medizin aufzubauen. Ihm wird am Ende des Romans noch eine besondere Rolle eingeräumt.

Meine Meinung

Dies ist ein sehr komplexer Kriminalroman, der auf gerade einmal etwas mehr als 200 Seiten ein vielfältiges Handlungsgeflecht entwirft. Wir tauchen ein in die ugandische Politik und lernen einen Präsidenten kennen, der einmal voller Ideale war. Nun ist er vor allem damit beschäftigt ist, sich gegen Intrigen und gegen seine streng religiöse Frau zu behaupten, die eine moderne Politik gegen AIDS blockiert und die dafür vorgesehenen internationalen Hilfsgelder beiseite schafft. Gekonnt verknüpft Christoph Nix diese politische Perspektive mit der Perspektive der beiden Ermittler, aus deren Sicht wir erleben, wie sich die zunehmende politische Instabilität auf ihren Alltag auswirken. Die erste Szene des Buches, als Oanda mitten in de Nacht geweckt wird, um zum Tatort zu fahren, ist exemplarisch: Er weiß nicht, ob man ihn holen will, weil er irgendeinen Fehler gemacht hat, ob es einen Putschversuch gab oder etwas ganz anderes passiert ist. Maputo, der Chef der Beiden, unterstützt ihre Ermittlungen aufällig und sie erfahren irgendwann auch, was ihn mit dem Staatspräsidenten verbindet.

Diese Komplexität machte mir aber das Lesen des Buches nicht leicht. Ich wusste wenig über Uganda und Nix deutet vieles nur an, manches erschließt sich nur in einem Nebensatz. Hier hätte ich mir ein Nachwort gewünscht, das mir als Leserin einen Überblick über die jüngere Geschichte und politischen Verhältnisse des Landes gibt. Zudem springt die Handlung zwischen mehreren Zeitebenen hin und her, die nicht immer gut gekennzeichnet sind. Unzufrieden war ich mit der Aufklärung: Hier wird ein Bogen geschlagen, der plötzlich noch einmal einen ganz anderen Aspekt in den Fall hineinträgt und der für mich das Buch dann zu überladen machte. Hatte der Autor hier keine Idee mehr, wie er den Fall aufkären könnte oder wollte er einfach zuviel?

Fazit: Die Lektüre hat mich zwiespältig zurück gelassen. Ich fand die Thematik hochinteressant und auch die Enblicke in den politischen Machtapparat spannend. Die komplexe Konstruktion jedoch  jedoch war mir nicht gut genug ausgearbeitet – etwas ausführlicher wäre mehr gewesen. Vielleicht liegt das aber auch daran, daß Chrisoph Nix vom Theater kommt und den Roman eher wie ein Theaterstück gedacht hat. Unbefriedigt hat mich auf jeden Fall der aprupte Schluß gelassen, der auf den ersten Blick einen Knaller setzt, aber für mich nicht konsequent genug in die Handlung eingepaßt war.

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In einem Interview mit dem Bayerischen Rundfunk erläutert der Autor seine Motivation und was ihm wichtig war