Heute einmal ein Film, den ich tatsächlich im Kino gesehen habe und der mich wirklich beeindruckt hat.  Inzwischen ist er auch als DVD erhältlich und wurde kürzlich im Fernsehen ausgestrahlt.

Zum Inhalt

Im Mittelpunkt steht Generalstaatsanwalt Fritz Bauer, verkörpert von Burghart Klaußner. Seine Mission ist es, das 3. Reich juristisch aufzuarbeiten und die Schuldigen in der Bundesrepublik vor Gericht zu stellen. 1957 erhält er einen Hinweis, daß Adolf Eichmann in Buenos Aires leben soll. Ihn nach Deutschland zu bringen und hier vor Gericht stellen zu können, wäre sein größter Wunsch. Aber im deutschen Justizapparat ist dieses Engagement unerwünscht, haben doch viele Staatsanwälte und Mitarbeiter des BKA selbst Dreck am Stecken und möchten die junge Demokratie und das Wirtschaftswunderland unbefleckt lassen. Unterstützung erfährt Bauer vom jungen Staatsanwalt Karl Angermann (Ronald Zehrfeld), der sein Vertrauen gewinnt. Gemeinsam gelingt es ihnen, dem israelischen Geheimdienst Beweise zu bringen, daß der Gesuchte sich tatsächlich in Argentinien aufhält. Etgegen der Vereinbarung wird Eichmann aber nicht in die Bundesrepublik, sondern nach Israel gebracht, eine Entwicklung an der Bauer fast zerbricht.

Die Hauptpersonen

Fritz Bauer lebte von 1903 – 1968. Er war Jude und trat bereits in den 20er Jahren der SPD bei. Schon früh wurde er von den Nazis festgenommen und für einige Monate im KZ Heuberg festgehalten. 1936 emigrierte er nach Dänemark, heiratete dort nach der Besatzung eine Dänin, um sich zu schützen. Als in den 40er Jahren die deutschen Besatzer mit der Deportation dänischer Juden begannen, tauchte er unter und floh nach Schweden. 1949 kehrte er nach Deutschland zurück und wurde Generalstaatsanwalt in Braunschweig, wo er sich für die Rehabilitation der Widerstandskämpfer einsetzte. Für ihn war das Naziregime ein Unrechtsregime, das Menschen zur Notwehr berechtige. 1956 wurde er zum hessischen Generalbundesanwalt ernannt, ein Amt, das er bis zu seinem Tod 1968 innehatte. Sein größter Erfolg waren die Auschwitzprozesse, in denen Anfang der 60er Jahre begonnen wurde, Aufsehern und anderen Tätern in Konzenrtationslagern den Prozess zu machen. Auch wenn die Urteile mit mehreren Jahren Gefängnis aus heutiger Sicht unglaublich mild ausfielen und die Öffentlichkeit die Verfahren weitgehen ablehnte, begann damit die öffentliche Auseinanderstzung mit der Nazivergangenheit.

Der Film stellt zwar Fritz Bauer in den Mittelpunkt, aber nicht sein spannendes Vorleben und auch nicht seinen späteren Einsatz für die Auschwitzprozesse. Er greift sich nur die kurze Zeit heraus, in denen Bauer versucht, Eichmanns habhaft zu werden, über seine Vergangenheit erfährt man nur in kurzen Andeutungen. Bauer stand bereits in Dänemark unter dem Verdacht, homosexuell zu sein. Ein Verdacht, den seine Gegenspieler in Person eines Oberstaatsanwaltes (Sebastian Blomberg) und eines BKA Mitarbeiters (Jörg Schüttauf) nutzen, um ihn in Misskredit zu bringen. Denn der junge Staatsanwalt Angermann fühlt sich Bauer nicht nur in seinem Engagament als Jurist nahe, sondern auch weil er sich zu Männern hingezogen fühlt. Trotz einer Warnung Bauers verkehrt er in einschlägigen Bars und geht dem BKA dort in die Falle. Bevor er sich selbst anzeigt, gibt er seinem vollkommen frustrierten Chef, der kurz zuvor erfahren hat, daß Eichmann nach Israel ausgeliefert wird, den Hinweis, daß es Adresslisten von KZ-Aufsehern aus Auschwitz gäbe.

Meine Meinung

Mich hat dieser Film vor allem deshalb beeindruckt, weil er die stickige und bigotte Atmosphäre der 50er Jahre wirklich gut einfängt. Das fängt bei der Ausstattung an (manche Möbel waren mir aus meine Kindheit vertraut), setzt sich in der Sabotierung von Bauers Nachforschungen fort und findet seinen Gipfel in der Ablehnung des Auslieferungsantrages für Rudolf Eichmann, um ein deutsch-israelisches Waffengeschäft nicht zu gefährden. Umso bewundernswerter die Hartnäckigkeit und Findigkeit, mit der er versuchte Eichmann nach Deutschland zu holen. Sein Vorgehen erforderte darüber hinaus auch Mut, denn den Mossad, also den Geheimdienst eines anderen Staates einzuschalten, war Landesverrat und stand unter Strafe. Burghart Klaußner spielt den Generalbundesanwalt hervorragend. Er zeigt ihn als einen Mann, der auf verschiedenste Weise versucht, die bundesrepublikanische Gesellschaft mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren. Regisseur und Drehabuchautor vermischen dabei Realtität und Fiktion: Den jungen Staatsanwalt hat es nicht gegeben, aber diese Figur ermöglicht es als zusätzliches Spannungselement, den Umgang mit Homosexuellen in der jungen Republik zu thematisieren. So wird eine weitere Facette von Fritz Bauer’s Engagement sichtbar: Sein Einsatz für eine Liberalisierung des Sexualstrafrechts. Manche Kritiken werfen dies Regisseur Lars Kraume und Drehbuchautor Oliver Guez ebenso vor wie eine ziemlich grobschlächtige Zeichnung seiner Gegenspieler. Letzteres kann man so sehen, aber mich hat das nicht gestört. Es hat in meinen Augen die drückende Atmosphäre in der Justiz verstärkt.

Mein Fazit: Sehr gute Darsteller, eine gekonnte Mischung aus Fakten und Fiction und eine gute Ausstattung machten diesen Film für mich spannend wie einen Krimi, der mich auch beim beim zweiten Mal anschauen nicht weniger fesselte!

Bis zum 23.8.2018 ist der Film in der Mediathek der ARD noch verfügbar!

Als DVD können Sie ihn bei der Buchhandlung buch+musik in Stuttgart-Vaihingen zur Abholung bestellen

Einen kleinen Eindruck verschafft Ihnen dieser Filmtrailer (1.51 Min.)

Der Bericht über die Filmpremiere in Berlin zeichnet auch das Leben von Fritz Bauer nach (Video, 4:51 Min).

Der Film wurde in der Zeit positiv besprochen, hier können Sie die Rezension nachlesen

Eine (negative) Kritik aus der TAZ können Sie hier lesen