© Foto: Susanne Martin

Dieser Krimi interessierte mich nicht nur, weil er in Stuttgart spielt, sondern auch für meine Juryarbeit bei den Stuttgarter Kriminächten. Ich bedanke mich beim emons: Verlag für das Rezensionsexemplar.

Der Verlag beschreibt den Inhalt so: „Stuttgart 1945. Der Polizeibeamte Paul Kramer muss mithelfen, im berüchtigten Hotel Silber die neue Kriminalpolizei aufzubauen – genau an jenem Ort, an dem er wenige Tage vor Kriegsende noch von der Gestapo gefoltert wurde. Doch Hass und Ideologie sind mit der Kapitulation nicht verschwunden. Als die ersten Verbrechen aufgeklärt werden müssen, zeigt sich schnell, wer auf welcher Seite steht – und Pauls Ermittlungen werden für ihn selbst zur Gefahr.“ (© emons: Verlag)

Dieser Krimi hat mir sehr gut gefallen! Gekonnt fächert Kai Bliesener die ganze Widersprüchlichkeit der Zeit direkt nach dem Krieg auf: Die zusammengebrochenen Strukturen, auch bei der Polizei, die Schwierigkeit, unbelastetes Personal zu finden, die Entnazifizierung, die nur teilweise gelingt. So werden auch Männer in Dienst gestellt, die während der Nazizeit bei der Gestapo waren und nun vordergründig als entnazifiert gelten. Doch die alten Seilschaften funktionieren durchaus noch.

Mit seinen beiden Hauptpersonen Paul Kramer und seiner Geliebten Hilde, die mit ihrer Familie gebrochen hat, da der Vater ein überzeugter Nazi-General ist, zeigt Bliesener die familiären und gesellschaftlichen Konflikte der Zeit auf. Im Zentrum steht dabei das Hotel Silber, das eine atemberaubende Wendung vollzieht: Bis zum Kriegsende Gestapo-Zentrale, in der auch Paul Kramer gefoltert wurde, jetzt Stuttgarter Polizeipräsidium.

Dieser sehr gut recherchierte, vielschichtige Kriminalroman zeigt die ganze Widersprüchlichkeit der ersten Nachkriegsmonate auf und geht weit über einen Lokalkrimi hinaus. Er bleibt dabei spannend von der ersten bis zur letzten Seite! Absolute Leseempfehlung!

Wenn Sie sich einen Eimdruck vom Stil des Buches machen möchten, finden Sie hier eine Leseprobe.

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