Schon länger lag dieses Hörbuch bei mir – ich hatte von dem Buch gehört und da traf es sich gut, daß ich mir die Hörversion ausleihen konnte. Ich war vor allem auf Sophie Rois gespannt, von der ich vor sehr vielen Jahren einmal ein Hörbuch gehört hatte und deren Stimme für mich damals gewöhnungsbedürftig war. Ich war deshalb gespannt, wie es mir dieses Mal ergehen würde.

Der Inhalt

Das schreibt der Verlag über den Inhalt des Buches: „Max’ russische Großmutter soll früher einmal eine gefeierte Tänzerin gewesen sein. Jahrzehnte später hat sie im Flüchtlingswohnheim ein hart-herzliches Terrorregime errichtet. Wenn sie nicht gerade gegen das deutsche Schulsystem, die deutschen Süßigkeiten oder ihre Mitmenschen und deren Religionen wettert, beschützt sie ihren einzigen Enkel vor dem schädlichen Einfluss der neuen Welt. So bekommt sie als Letzte mit, dass ihr Mann sich verliebt hat. Was für andere Familien das Ende wäre, ist für Max und seine Großeltern jedoch erst der Anfang …“ (© Kiepenheuer & Witsch)

Meine Meinung

Ich gebe zu, dieses Buch war für mich gewöhnungsbedürftig. Das lag sowohl am Inhalt als auch an der Lesweise. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Max, der zu Beginn des Buches 6 oder 7 Jahre alt sein muss. Wie so oft bei solchen Büchern ist die kindliche Perspektive ein Stilmittel, denn natürlich würde ein Kind diese Geschichte niemals so erzählen können. Das hat mich jedoch nicht weiter gestört, denn aus dieser Perspektive ergeben sich immer wieder auch teils skurrile, teils witzige aber auch tragische Szenen und Situationen.

Auch wenn Max die Geschichte erzählt, ist die eigentliche Hauptperson die Großmutter, die ihre gesamte Umgebung tyrannisiert und beherrscht, dabei jedoch todunglücklich ist. Sie versagt Mäxchen aus überbordender Fürsorge eine halbwegs normale Kindheit – kein Eis, da könnten ja Bazillen dran kleben ebenso wie die extra für ihn gebackenen Geburtstagstorten, die sie jedes Jahr für ihn aus den allerbesten Zutaten bäckt, seiner Bauchspeichedrüse schaden könnten, weshalb er nur daran riechen und dann zuschauen darf, wie andere sie verzehren. Aber mit dem Eintritt in die Schule ändert sich das und ganz langsam und vorsichtig beginnt sich Max zu befreien, ohne das es seine Oma merkt. Über den Großvater hingegen erfahren wir wenig und das wenige auch erst nach und nach.

Nina, die Frau, in die sein Großvater verliebt ist, gibt Max eine Zeitlang Klavierunterrricht und zwischen ihm und ihrer Tochter entwickelt sich eine Art Freundschaft. Er durchschaut auch als erster, daß der Großvater ein Verhältnis mit Nina hat und als sie schwanger wird, greift die Großmutter, die natürlich auch irgendwann merkt, was läuft, ein. Es entwickelt sich eine Art Familienleben, aus dem es niemanden wirklich gelingt, sich zu befreien.

Sophie Rois liest dieses Buch mit ihrer markanten Stimme halb erzählend, halb schreiend – zumindest kam es mir so vor.  Die Großmutter, wie sie Rois interpretiert, schreit eigentlich mehr, als daß sie normal spricht und das ging mir irgendwann auf die Nerven. Trotzdem musste ich immer wieder auch schmunzeln, denn Alina Bronsky hat wirklich einen Sinn für einen manchmal doppelbödigen, manchmal auch skurrilen Humor. Allerdings verlor sich für mich irgendwann die Spannung, die Handlung bekam immer mehr einen episodenhaften Charakter und auch die Sprüche der Großmutter konnten nicht retten, daß die Geschichte mehr oder weniger vor sich hinplätscherte. Was mich bei der Stange hielt, war die Frage, warum eigentlich Max bei seinen Großeltern lebt und was mit seinen Eltern, vor allem mit seiner Mutter passiert ist. Zwar wurden diese Fragen beantwortet, aber richtig befriedigt hat mich dieses Hörbuch insgesamt nicht.

Fazit: Manchmal bekomme ich durchs Hören einen besseren Zugang zu einem Buch, das war dieses Mal nur eingeschränkt der Fall. Trotzdem habe ich nicht bereut, es gehört zu haben, manche Szene und die Figur der Großmutter werden mir durchaus in Erinnerung bleiben gerade auch wegen der Lesweise.

Wenn Sie sich einen Eindruck von der Lesweise verschaffen möchten, finden Sie auf der Seite von Roofmusic eine Hörprobe

Wenn Sie Lust bekommen haben, das Buch zu lesen oder zu hören, können Sie es in den beiden Vaihinger Buchhandlungen buch+musik oder Vaihinger Buchladen bestellen oder herunterladen. Die Links führen direkt in die jeweiligen Webshops