1945, die letzten Kriegstage auf einem Bauernhof in Niederösterreich: Die 13jährige Nellie hat nach einem verheerenden Bombenangriff Unterschlupf auf einem Bauernhof gefunden. Sie schreibt das, was sie bewegt in braune Hefte und aus ihrer Perspektive erfahren wir, was sich in den letzten Kriegstagen auf dem Hof abspielt. Der Familie geht es eigentlich noch ordentlich, sie haben genug zu essen, nur der Sohn Leo ist im Feld und man hat schon lange nichts mehr von ihm gehört.
Eines Tages kommt ein junger Russe auf den Hof, der geflohen ist aus deutscher Kriegsgefangenschaft und einige Leinwände bei sich hat. Gemälde, die er, ein Anhänger des Suprematismus angeblich gemalt hat. Auch er findet Aufnahme auf dem Hof, der Bruder des Bauern verschafft ihm etwas Papier, so daß er nach der Arbeit malen kann. Man wartet das Kriegsende ab, aber dann kommen 3 deutsche Offiziere, die ihre Einheit verloren haben auf den Hof und sie stellen Michail Fragen…..
Auf nur wenig mehr als 100 Seiten entwirft Paul Hochgatterer ein intensives Szenario der letzten Kriegswochen. Eingeschoben in die Erzählung von Nellie sind mehrere Geschichten, die die Ereignisse noch einmal anders erzählen, so wie sich die Dinge auch hätten abspielen können. So bleibt es uns Leser*innen überlassen zu entscheiden, welche Geschichte wahr ist – hat Michail die Bilder wirklich selbst gemalt oder sind sie gestohlen? Stimmt die Geschichte, daß der Bauer das Standgericht, das die deutschen Soldaten abhalten durch einen einfachen Satz beendet hat?
Dabei schreibt Paul Hochgatterer in einer einfachen, knappen Sprache, die die komplexen Ereignisse verdichtet, starke Bilder erzeugt und einen als Leserin immer wieder dazu bringt innezuhalten und über das Erzählte nachzudenken.
Eine tolle, anregende Lektüre, die manches offen lässt und gerade daraus ihre Qualität gewinnt.