Als Rosamond stribt, hinterlässt sie ihrer Nicht Gill den Auftrag nach Imogen zu suchen, der sie ein Drittel ihres Vermögens hinterlassen hat und die Gill nur ein einziges Mal gesehen hat: Auf Rosamonds 50. Geburtstag. Imogen ist ihr als 8 jähriges, blindes Mädchen in Erinnerung, das sich auf der Feier nicht besonders wohl fühlte. Und Rosamond hinterläßt Imogen noch mehr: 4 besprochene Tonkassetten, auf denen sie Imogen erzählt wie es dazu kam, daß sie erblindet ist.
Da Gil Imogen trotz intensiver Bemühungen nicht findet, hört sie sich die Kassetten gemeinsam mit ihren Töchtern an und erfährt so ein Stück ihrer Familiengeschichte. Rosamond erzählt die Geschichte von ihrer Freundschaft mit Imogens Mutter Beatrix, ihrer Kusine, die sie das erste Mal Ende der 30er Jahre trifft, als sie wegen der ständigen Luftangriffe auf London zu Onkel und Tante aufs Land geschickt wird. Beatrix ist die einzige dort, die Interesse an ihr hat und das auch nur, weil ihre Eltern sie nicht weiter beachten und sie, wie sie Rosamond sagt, nicht besonders mögen. Für Rosamond wird Beatrix zu ihrer besten Freundin, obwohl diese sie nur ausnützt.
Als Beatrix in einer unglücklichen Ehe eine Tochter bekommt und nach dem Scheitern dieser Ehe einen anderen Mann kennenlernt, überläßt sie Thea für einige Zeit Rosamond und ihrer Lebensgefährtin, um sich in Kanada ein neues Leben aufzubauen. Doch eines Tages kehrt sie zurück und möchte ihre Tochter zurück…..
Das besondere an dieser Familiengeschichte, die im England der 40er Jahre beginnt und im Jahre 2006 endet, ist die Erzählweise, die der Autor Jonathan Coe gewählt hat: Rosamond erzählt nicht auf die übliche Weise, sondern sie versucht, sich in Imogen hineinzudenken, die nicht sehen kann. Also nimmt sie 20 Fografien, die wesentliche Ereignisse der Familie bezeugen. Damit beschreibt sie bzw. der Autor die Dinge nicht nur sehr genau, sondern er kann auch mühelos größere Zeitsprünge machen und so auf nur knapp 300 Seiten sechzig Jahre einen Zeitraum von 60 Jahren beschreiben. Es gelingt ihm dabei hervorragend, sich in die Rolle der 73jährigen Rosamond zu versetzen und die Geschichte ausschließlich aus ihrer Perspektive heraus zu erzählen.
Eine gelungene, spannende Lektüre!