Der erste Weltkrieg : viele von uns haben zwar im Kopf, daß er sich sein Beginn im Jahr 2004 zum 90. Mal jährte und daß in ihm einer der Voraussetzungen liegt, daß das dritte Reich und der zweite Weltkrieg überhaupt passieren konnte, aber sehr viel mehr wissen wir oft nicht.
Die österreichische Historikerin Elisabeth Hamann hat nun ein Buch vorgelegt, das mit Hilfe von zeitgenössischen Bildern und privaten Texten versucht, das alltägliche Leben der Menschen in diesen 4 Jahren auch für Laien vorstellbar zu machen. Es entstand ein sehr persönliches Buch, denn sie kann auf hunderte von Feldpostbriefen und Photos Ihres Schwiegervaters zurückgreifen und auf Korrespondenzen, die eine ihrer Tanten, eine Lehrerin, mit zahlreichen Kollegen im Feld unterhielt. Auf der anderen Seite stützt sie sich auf Tagebücher und Aufzeichnungen von Arthur Schnitzler und Käthe Kollwitz, sowie auf zahlreiche Feldpostbriefe deutscher und französischer Soldaten. Zuletzt hat die Historikerin eine sehr umfangreiche Sammlung von Bildern aus der Zeit des ersten Weltkrieges: Propagandakarten, Sterbebilder, Karrikaturen, Zeitungen und vieles mehr. Diese Mischung aus Propagandabildern und Selbstzeugnissen macht eine besondere Qualität des Buches aus, zeigt es doch, wie Illusion und Realität auseinander klafften, denn auch die umfassende Kriegspropaganda war, wie manch anderes in diesem Krieg neu: Zum ersten Mal gab es die technischen Möglichkeiten für eine Massenpropaganda und die Menschen hatten keinerlei Erfahrung im Umgang mit manipulierten Informationen.
So ist dieses Buch in vielerlei Hinsicht überaus empfehlenswert: Wir bekommen einen Überblick über die Chronologie der Geschehnisse vom Anfang bis zum bitteren Ende und bleiben gleichzeitig ganz nah dran am Alltag der Soldaten und der Zivilisten. Beim Betrachten der Bilder blieb mir manchmal die Spucke weg angesichts der unverfrorenen Schönfärberei. Ein wichtiges Buch, das mit vergleichsweise wenig Worten sehr viel erzählt.