Die Zahl der Gasthäuser in der Stadt und auf dem Land nimmt seit Jahren stetig ab. Damit verschwindet ein Kulturgut mit vielerlei Auswirkungen. Vor allem auf dem Land macht sich das bemerkbar – das Dorfgasthaus war jahrhundertelang ein fester Bestandteil des ländlichen Lebens. Ein Dorf bestand aus den drei wesentlichen Komponenten Kirche – Rathaus – Gasthaus, vielleicht gab es noch ein Schloß oder eine Burg. Das Gasthaus jedoch bildete den Kern der Gemeinde.
Wenn das Gasthaus fehlt oder leer steht, dann fehlt wirklich etwas Wesentliches. Das geht sicher jedem von uns so, wenn wir auf einer Wanderung oder auf der Durchreise in einen Ort kommen und uns schon auf das Einkehren freuen – und dann die große Enttäuschung, wenn man zwar von weitem das Gasthausschild erspäht, beim Näherkommen aber dann sehen muss, dass kein Licht brennt und wohl auch schon lange nicht mehr gebrannt hat.
Ein Gasthaus ist ein Ort der Begegnung, steht für Geselligkeit, für zwischenmenschlichen Austausch – also so ganz direkt von Mensch zu Mensch, ohne Technik dazwischen – und natürlich auch für Versorgung, fürs leibliche Wohl. Und wenn man dann auch noch in einer richtig schönen urigen Gaststube hockt, wo einem die Geschichte fast schon auf den Teller hopst, dann schmeckts gleich noch besser.
Genau solche historischen Gaststuben werden in diesem Buch vorgestellt. Zum Besipiel:
Esslingen: Palmscher Bau, einst zu Zeiten von Thurn und Taxis eine Poststation, jetzt urgemütliches Restaurant mit Kastanienbäumen umsäumten Biergarten
Das alte Forsthaus in Lichtenstein (neben dem gleichnamigen Schloss), mit einem grandiosen Blick auf das Echaz-Tal
Cafe Schlössle in Seeburg bei Bad Urach: eine kleine Villa aus dem Jahr 1885, die sich etwas abseits der Straße nach Urach versteckt, so dass es passieren kann, dass man das hübsche Haus aufs erste gar nicht entdeckt. Wer aber einmal hergefunden hat, kommt wieder. Nicht nur wegen der selbstgemachten Kuchen und Torten, sondern wegen dem ganzen Ambiente. Die Villa zierte in den 60iger Jahren sogar mal ein Cover einer Agatha-Christie-Ausgabe!
Diese und andere Wirtshäuser werden ausführlich vorgestellt. Die Porträts beinhalten die Geschichte der jeweiligen Häuser und stellen natürlich auch die heutigen Wirtsleute vor. Die schönen Fotos sprechen dann ganz für sich. Hinten im Buch ist eine Übersichtskarte, auf der die Wirtshäuser eingezeichnet sind.
Dieser Band ist ein schönes Geschenk für alle, die gerne essen gehen und nicht nur Wert auf eine gute Küche, sondern auch auf historisches Ambiente legen.
Und für alle, die es zu schätzen wissen und auch unterstützen wollen, dass durch den Einsatz der Wirtsleute erstens die historischen Gebäude erhalten bleiben und das kulturelle Erbe der Dorfgasthäuser nicht verloren geht, im Gegenteil vielleicht sogar wieder auflebt.