Karl Friedrich Mezger: Im September
Schon loht die Rebenlaube
Purpurn am Haus empor,
Und dunkel schaut die Traube
Durchs rote Laub hervor!
Die Immlein sammeln müde
Bei mildem Sonnenschein
Aus der Resedenblüte
Den letzten Honig ein.
Kurz war das Sonnenleben.
Bald wird nun – über Nacht –
Der Todesengel schweben
Und rauben alle Pracht!
Es liegt in diesen Tagen
Ringsum auf Busch und Baum
Wehmütiges Entsagen –
Der Sommer war ein Traum!
Und meine Seele schmerzen
Gefühle, nie gekannt,
Weil auch der Jugend Kerzen
So bald sind abgebrannt!
Karl Friedrich Mezger (1880 – 1911)
Dieses Gedicht habe ich zufällig gefunden, als ich nach einem Gedicht für den Monat September gesucht habe. Und beim Namen Mezger klingelte es bei mir – war das nicht ein Vaihinger Dichter? Ein Artikel aus der Stuttgarter Zeitung gab Aufschluss: Ja, es war ein Vaihinger Dichter, allerdings nicht der ehemalige Bezirksvorsteher, der Walter mit Vornamen hieß und den ich im Kopf gehabt hatte, sondern eben einer, der mit Vornamen Karl Friedrich hieß. Er war ein Zeitgenosse des Heimatdichters Christian Wagner, der ihm auch ein Vorbild war. Aufgewachsen ist er in der Ernst-Kachel-Strasse und sein Gedichtband „Herzensecho“ wurde in der Druckerei Scharr verlegt, in dem er auch arbeitete.
Der Vorsitzende des Vereins „Historisches Vaihingen auf den Fildern“, Folkmar Schiek, hat 2017 in der Reihe „Blätter zur Vaihinger Geschichte“ einen Band über Leben und Werk des Vaihinger Volksdichters veröffentlicht.