Wiedergelesen: „Der Kameramörder“ von Thomas Glavinic
Während sich zwei befreundete Pärchen auf ein gemeinsames Osterwochenende in der Steiermark freuen, geschieht in unmittelbarer Nähe ein grausamer Doppelmord an zwei kleinen Kindern. Und der Mörder hat perverserweise nicht nur den ganzen Tatverlauf auf Videokamera festgehalten, sondern lässt die Aufzeichnung auch noch einem Fernsehsender zukommen. Eine Medienlawine überrollt den Ort des Geschehens und eine öffentliche Diskussion entflammt darüber, ob ein derartiges Video überhaupt zur Ausstrahlung kommen darf. Die zwei Pärchen versuchen anfangs noch, sich von dem Geschehen um sie herum nicht die gemeinsame Freizeit verderben zu lassen, aber die zwar mit Abscheu gepaarte Neugierde treibt auch sie immer öfter vor den Fernseher, und so erliegen sie schließlich der voyeuristischen Macht der Bilder. Als sich die live übertragene Jagd auf den Mörder ihrem dramatischen Höhepunkt nähert, finden sich die vier jungen Leute plötzlich selbst mitten im Rampenlicht wieder.
Der österreichische Autor Thomas Glavinic, der für seinen ungewöhnlichen Roman mit dem Glauser-Krimipreis 2002 ausgezeichet wurde, erzählt auf eine so unbeteiligt wirkende, sachliche Art und Weise, dass es einem bei Lesen eiskalt den Rücken herunter läuft.
Ein Buch, das es wert ist ganz neu oder wieder entdeckt zu werden!
Natalie Puttkammer
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