Sind wir in der Schiller Buchhandlung Charlie?
Sicher ist es Ihnen schon aufgefallen, seit gestern haben wir unserer Startseite den Link zur Solidaritätsseite der Buchbranche mit den ermordeten Menschen von Charlie Hebdo vorgeschaltet. Ich habe mir das gut übelegt, denn natürlich kann man sich fragen, ob wir denn überhaupt Charlie sind und ob dieser Satz zu uns passt.
Wir sind keine Karrikaturisten, die sich nun wie es z.B. dieses Bild zeigt, zahlreich, berührend und kreativ mit diesem Attentat auseinadersetzen. Aber auch uns beschäftigt dieses Attentat.
Denn es ist nicht nur ein Attentat auf die Pressefreiheit , sondern auch ein Attentat auf die künstlerische Freiheit überhaupt. Mir persönlich gefallen die Karrikaturen des Heftes nicht, ich frage mich durchaus auch, wie weit man gehen muss und ob es sein muss, die religiösen Gefühle anderer zu verletzen. Witze und Karrikaturen blühen besonders in Diktaturen und richten sich gegen dominante und machtverliebte Menschen und Gruppierungen, über manche kann man lachen, manche findet man blöd. Ebenso ist es mit Kunst und Literatur. Allen Kunstformen ist gemein, daß schon immer auch dazu da waren, Diskussionen anzustossen, sich an der Gesellschaft zu reiben und den geistigen Horizont zu öffnen.
Und genau hier bin ich dann auch als Buchhändlerin betroffen. Ich erinnere mich noch gut an die Aufregung in den 1988er Jahren um den Roman „Die satanischen Verse“. Damals gab es noch kein Internet, kein Facebook und kein Twitter. Aber auch damals versuchte man, seine Solidarität auszudrücken, z.B. indem man bewußt Schaufenster mit dem Buch dekorierte oder Sondertische. Denn wir wollen uns nicht verbieten lassen, Inhalte, die sich im Rahmen unserer Gesetze bewegen, zugänglich und sichtbar zu machen.
Der Satz „Je suis Charlie“ ist der, der sich in Windeseile international durchgesetzt hat und der überall verstanden wird. Und irgendwie sind auch wir in der Schiller Buchhandlung ein wenig Charlie und zeigen unsere Solidarität deshalb ebenfalls mit diesem Satz.
Susanne Martin