Selma Meerbaum-Eisinger: Sonne im August
Gleich einer Symphonie in Grün
durchpulst von Licht und Duft und Glanz
ziehn Wiesen sich und Hügel hin
erfüllt von buntem Blumentanz.
Die Wege liegen lang im Wind,
und alle Birken neigen sich.
Und wenn die Gärten verlassen sind,
dann sind sie es nur für mich.
Die Bänke stehen wartend da,
die Gräser wiegen her und hin,
und manchmal scheint der Himmel nah,
und lange Vogelschwärme ziehn.
Und alles ist tief eingetaucht
in Lächeln und in Einsamkeit.
Mit Gold ist alles angehaucht,
und eine Elster schreit.
23.8.1941
Selma Merbaum (1924 – 1942), so heißt die Dichterin dieser Zeilen eigentlich, fängt, wie ich finde, die Stimmung eines Sommertages wunderbar ein. Leider fand ich in meinem Archiv kein Bild einer Elster – dabei höre und sehe ich sie täglich im Garten. Und diese letzte Zeile stört die friedliche Stimmung, das gezeichnet wird und ruft mir in Erinnerung, in welch dunkler Zeit es geschrieben wurde.