Es gab aber auch schon davor sehr viel Literatur zum Thema Jakobsweg. Als ich vor einiger Zeit den Jakobsweg entlang reiste – mit dem Auto, nicht zu Fuß – habe ich wie immer nach passender Urlaubslektüre gesucht und diesen ganz speziellen Reisebericht gefunden.
Die meisten gehen zu Fuß, viele fahren mit dem Rad, wenige sind mit dem Pferd unterwegs – aber jemand mit einem Esel ist äußerst selten.
Woran das liegen könnte? Esel haben den Ruf, störrisch zu sein und sind tatsächlich zuweilen nicht besonders kooperativ. Diese teilweise recht leidvolle Erfahrung hat auch der Engländer Tim Moore gemacht, der sich den Jakobsweg in Begleitung eines Esels vorgenommen hatte.
Wenn Sie die Reisebücher vom amerikanischen Schriftsteller Bill Bryson kennen, dann können Sie sich jetzt ungefähr vorstellen, wie Tim Moore an die Sache herangegangen ist.
Die Pilgerfahrt mit Esel war für ihn ein echtes Experiment, da er bis dato mit Eseln überhaupt keine Erfahrung hatte. Sein Reisebericht beginnt mit einer Einführung in die Geschichte des Jakobswegs und den Vorbereitungen zu der ungewöhnlichen Reise. Wo bekommt man überhaupt einen Esel her, was frisst er, was muss man beachten, wenn er nicht funktioniert oder wenn er krank wird, wie sattelt man auf und lauter solche nicht unwichtigen Details mussten ja im Vorfeld geklärt werden.
Sein Reisebericht ist mit sehr viel Humor und viel Sinn für Situationskomik geschrieben – wobei die Situationskomik vor allem von den Eigenarten des Esels Shinto lebt, aber auch von den Begegnungen mit den vielen verschiedenen Menschen auf dem langen Pilgerweg. Zwischendrin vermittelt er immer wieder interessante historische Fakten über den Jakobsweg und die Dörfer, Städte und Landschaften, die auf dem Weg liegen.
Natürlich werden Autor und Esel mit der Zeit zu einem eingespielten Team, aber es gibt doch einige schwierige Situationen, die eine wahre Pilgergeduld benötigen.
Und die hat Tim Moore nicht immer – und das macht ihn um so sympathischer und seinen Bericht zu einem so ehrlichen und menschlichen Buch.
Und zu einem der witzigsten Bücher, die ich je gelesen habe.