Was tut ein Autor mit über 70 Jahren, wenn vor seiner Tür plötzlich ein sehr junger Mann (18) steht und ihn bittet, an seiner Stelle Liebesbriefe an die 17-jährige Freundin zu schicken? Wenn der junge Mann Karl ist, Legastheniker und ein „tiefes Wasser“, dann lädt man ihn in die Küche zu einem Kaffee ein und hört sich die Geschichte an. Auch wenn sie nur stockend erzählt wird. Fiorella, die Freundin, findet nämlich, sie weiß zuwenig über Karl, und hat ihm eine ganze Sammlung Karteikarten mit Fragen gegeben, die Karl in Briefen beantworten soll. Und weil der sich nicht getraut hat, diesem belesenen und Gedichte schreibenden Mädchen zu sagen, dass er Legastheniker ist, verfällt er auf die Idee, deren Lieblingsschriftsteller um Hilfe zu bitten. Der nimmt – nicht ganz uneigennützig – die Herausforderung an. Und wird bald mehr tun, als nur Briefe entwerfen.
Ein ganz wunderbares stilles Buch über zwei sehr wunderbare stille Menschen, die einander so ähnlich und gleichzeitig so verschieden sind, dass sie einfach Freunde werden müssen. Die Liebesgeschichte(n) sind bei dieser Freundschaft eigentlich nur schmückendes Beiwerk und – Gott sei Dank! – nicht so vorhersehbar wie in vielen anderen Büchern. Einfach ein sehr sehr schönes Buch, dass man – hat man einmal angefangen zu lesen – gar nicht mehr aus der Hand legen mag.