William Saroyan wurde 1908 als Sohn armenischer Einwanderer in Kalifornien geboren und begann in den 20er Jahren, Kurzgeschichten zu schreiben. Wie auch im vorliegenden Band beleuchtet er darin die sogenannten „einfachen Leute“, Migranten, Farbige, Arme – die Menschen, die einfach in die falschen Viertel hineingeboren wurden und dort ihr Glück suchen. Und es sind genau diese Menschen, in denen er die Menschlichkeit findet, ein Strahlen und Hoffen, ein Optimismus und ein Wille, die Welt und das Leben trotz allem anzupacken und zum besten zu machen, das möglich ist. Witzig und pointiert schreibt Saroyan über philippinische Ringer, die sich weigern zu verlieren, über professionelle Pferdewetter und ihre kuriosen Tippsysteme, über Friseure, Jungen aus Iowa und andere. Und immer wieder tauchen in den Geschichten kleine Bezüge zur Geschichte auf – wenn etwa beim Friseur jemand darüber spricht, was die Times schon wieder über die Deutschen schreibt – und man hält beim Lesen kurz inne und schluckt. Als Saroyan diese Geschichten schrieb, hatte es noch keinen Zweiten Weltkrieg gegeben, aber immer wieder können wir aus der heutigen Sicht kleine Andeutungen darauf finden, dass er passieren wird.

Diese Kurzgeschichten waren unglaublich faszinierend und bereichernd für mich – zum einen wegen der wunderbaren Menschen, die Saroyan zu Hauptfiguren erkoren hat, zum anderen wegen des ungewohnten Perspektivwechsels auf die Geschichte – es ist ein unverstellter Blick auf die Ereignisse unmittelbar vor der Machtergreifung der Nazis in Deutschland, und ein Blick darauf, wie wenig Bedeutung dem beigemessen wurde.
Zum Dritten ist das Buch ein Genuss wegen der literarischen Qualität – nicht umsonst erhielt der Autor sowohl einen Pulitzer als auch einen Academy Award für eines seiner Drehbücher. Ein unbedingter Lesegenuss.