Michael Turner zieht nach dem Tod seiner Frau nach London, wo er gleich am Abend seines Einzugs die Bekanntschaft der Nelsons macht, seiner Nachbarn. Das Ehepaar mit den zwei kleinen Töchtern nimmt sich Michaels an, als sie von seinem Schicksal erfahren, und sind gleichzeitig froh, ihn zu haben als neutralen Freund, bei dem sie ihre Sorgen abladen können, wenn es in ihrer Ehe mal wieder nicht so rund läuft.

Bald schon ist Michael für die Nelsons wie ein Familienmitglied und ganz selbstverständlich geht er bei ihnen ein und aus. Eines Tages jedoch – und damit beginnt das Buch, alles weitere erfahren wir aus geschickt eingeflochtenen Rückblenden – will Michael sich einen Schraubenzieher zurückholen, den er den Nelsons geliehen hatte, und stellt dabei fest, dass die Hintertür offensteht, obwohl niemand zuhause zu sein scheint. Er betritt das Haus und sieht sich um, halb in Erwartung, einen Einbrecher zu erwischen. Nachdem er das Erdgeschoss durchsucht hat, geht er die Treppe hinauf, und dort oben geschieht etwas, dass das Leben von Michael und den Nelsons völlig verändert.

Hochspannend schreibt Sheers über einen Mann, der versucht, wieder Fuß zu fassen im Leben, der versucht, ein guter Freund und Nachbar zu sein, der versucht, mit den Schicksalsschlägen, die ihn bisher ereilten, fertigzuwerden. Und doch bleibt es stets nur beim Versuch.

In geschickt eingebauten Rückblenden erfahren wir, wer Michael ist, wer seine Frau war und wie sie ums Leben kam, was Michael bewog, nach London zu ziehen und was dazu führte, dass er sich mit den Nelsons anfreundete. Und auch die Vergangenheit der Nelsons wird auf diese Art beleuchtet.

Was sich streckenweise wie ein Krimi liest, ist in Wahrheit ein Psychogramm über die Hauptfiguren, Menschen wie Sie und ich, die aus verschiedenen Gründen Schuld auf sich laden und versuchen müssen, damit zurecht zu kommen.
Lange hat mich kein Roman mehr so sehr gefesselt – obwohl es schon das halbe Buch braucht, ehe Michael überhaupt das obere Ende der Treppe erreicht. Aber es gelingt dem Autor, dieses Vorantasten durchs Haus so spannend zu gestalten wie einen Thriller und beim Leser diese Gänsehaut zu erzeugen, die sich einstellt, wenn man weiß, dass gleich etwas Furchtbares passieren wird – etwas, das man im Buch kaum abwarten kann.