Im Juli 2016 jährt sich der Beginn des spanischen Bürgerkriegs zum 80. Mal.
Begonnen hat er in einer unruhigen Zeit, in der der Faschismus in Deutschland und Italien groß wurde und gleichzeitig in Russland der Kommunismus. So wurde er nicht nur zu einem Vorspiel des 2. Weltkrieges, sondern auch zu einem Kampf der Ideologien. Durch die zurückhaltende Unterstützung durch Länder wie Amerika, Frankreich und England strömten tausende von Freiwilligen nach Spanien und schlossen sich zu internationalen Brigaden zusammen, um die Republikaner zu unterstützen.
Die beiden Hauptpersonen des Romans, den ich Ihnen nun vorstellen möchte, kamen ebenfalls nach Spanien. Allerdings nicht, um mit der Waffe zu kämpfen, sondern um das Leid und die Brutalität dieses Krieges durch Fotografien in die Welt zu tragen: Robert Capa und Gerda Taro.
Im ersten Romandrittel sind wir jedoch erst einmal in Paris, wo sich der ungarische Jude André Friedmann und die in Stuttgart geborene deutsche Jüdin Gerta Pohorylle 1934 kennen lernen. Beide verkehren in den dortigen intellektuellen Kreisen an und Gerta kommt durch die Beziehung zu Friedmann zur Fotografie. Während sie zu Beginn überwiegend als „Managerin“ für ihn arbeitet und versucht, die bestmöglichen Honorare für seine Fotografien herauszuschlagen, beginnt sie zunehmend sich intensiver mit dem Medium Fotografie auseinander zusetzen und selbst zu fotografieren. Aus einer sehr engen Freundschaft wird irgendwann ein Liebesverhältnis und Gerta erfindet Robert Capa, den (angeblich erfolgreichen) amerikanischen Fotojournalisten, für dessen Bilder deutlich höhere Honorare bezahlt werden als für die von André Friedmann. Aus ihr selbst wird Gerda Taro.
1936 geht das Paar gemeinsam nach Spanien, wo Robert Capa das Bild macht, das ihn unsterblich machte und das bis heute als Ikone der Kriegsfotografie gilt. Die Liebenden sind oft voneinander getrennt und so erfährt Capa auch aus einer französischen Zeitung, daß Gerda am 25. Juli 1937 bei einem Angriff der deutschen Legion Condor von einem republikanischen Panzer überrollt wurde, als sie aus dem Kampfgebiet fliehen wollte.
Mir hat dieser Roman gut gefallen. Man ist ganz nah dran an den jungen Menschen, die zum damaligen Zeitpunkt gerade einmal Mitte 20 waren! Zuerst die Atmosphäre der politischen Veränderungen in Paris, wo sich viele aus Deutschland und Osteuropa geflohene Juden aufhielten, die dort in der intellektuellen linken und kommunistischen Szene ein und ausgingen. Gerta und Robert scheinen wie füreinander geschaffen, auch wenn ihre leidenschaftliche Liebe immer wieder auch Tiefpunkte hat: Wenn Robert, damals noch André mit Eifersucht auf Gertas früheren russischen Geliebten Georg reagiert oder wenn Gerta darunter leidet, daß viele ihrer Bilder nicht unter ihrem, sondern unter Capas Namen veröffentlich werden.
Gleichzeitig ist dieser Roman eine Liebesgeschichte, die unter die Haut geht, das Porträt zweier Menschen, die für dieselbe Leidenschaft brennen und das Porträt einer unruhigen Zeit, das gerade in unserer Zeit besondere Aktualität gewinnt. Lesenswert!