Von Gisa Klönne hatte ich vor vielen Jahren schon einmal einen Roman gelesen, der mir gut gefallen hatte und so war ich gespannt auf dieses neue Buch von ihr, das ich in der Auslage der Vaihinger Stadtbibliothek entdeckte.
Es ist schwierig, zum Inhalt dieses Familienromans etwas zu sagen, ohne zu viel zu verraten, deshalb greife ich auf die Inhaltsangabe des Rowohlt Verlages zurück: „Einst schien das Glück der Familie Roth so selbstverständlich wie der Flug der Leuchtkäfer in den Sommernächten im Garten. Jetzt ist Vater Heinrich alt und allein. Ausgerechnet Franziska, die Tochter, mit der er sich überworfen hat, soll für ihn sorgen. Ihr Lebenstraum ist gescheitert – genau wie Heinrich das stets prophezeit hatte. Doch auch sein Konzept ging nicht auf. Er, der stets alles kontrollieren wollte, muss das Loslassen lernen. Die ungewohnte Nähe schürt die nie gelösten Konflikte von Neuem. Zugleich erwachen Erinnerungen an die hellen Tage. Wie damit leben, dass all das unwiederbringlich vorbei ist?“ (© Rowohlt Verlag)
Auch dieser Roman hat mir wieder gut gefallen. Geschickt verschränkt Gisa Klönne die Geschichte zweier Generationen einer Familie mit all ihren Konflikten. Da sind zum einen die beiden vollkommen unterschiedlichen Schwestern Monika und Franziska. Franziska nahm schon als Jugendliche an Demonstrationen gegen Atomkraft teil, engegierte sich in der Redaktion der Schülerzeitung und verließ das Elternhaus nach dem Tod ihres Freundes, um erst Jahrzehnte später wieder zurückzukommen. Monika hingegen, blieb bei den Eltern und verzichtete auf ein Stipendium. Der Kontakt zwischen den beiden Schwestern ist minimal und schwierig. Als Franziska notgedrungen in ihr Elternhaus zurückkommt, um den Vater zu betreuen, weil ihre Schwester eine Auszeit möchte, brechen viele Erinnerungen auf an ihre Kindheit und Jugend, an die Konflikte, die sie mit den Eltern hatte. Und irgendwann ist auch klar, daß Monika keine Auszeit genommen hat, sondern einen Nervenzusammenbruch erlitten hat und jeglichen Kontakt zu Franziska, aber auch ihrer Familie verweigert.
Heinrich wiederum, der Vater, leidet unter seinen körperlichen Einschränkungen und möchte nicht mehr weiterleben. Er malt täglich das Bild eines Ameisenbärs ab von einer Illustration aus Brehms Tierleben, das er seit seiner Kindheit mit sich trägt. Mit den Umbauplänen, die seine Tochter für das Haus hat und die Franziska nun umsetzen soll, ist er ganz und gar nicht einverstanden.
Gisa Klönne erzählt das aus wechselnden Perspektiven – mal aus Franziskas, mal aus Heinrichs. Dabei wechselt sie jedoch nicht einfach nur ab, sondern sie verschränkt Perspektiven und Zeitebenen so, daß sie sich ergänzen und so die Handlung vorantreiben. Durch die auktoriale Erzählweise war es für mich als Leserin leicht, mich in die beiden Hauptpersonen hineinzuversetzen und ihre Handlungsweisen nachzuvollziehen. Dabei verzichtet die Autorin darauf, ihren Akteur:innen gute oder böse Rollen zuzuweisen, sondern sie sind alle überzeugend gezeichnete Charaktere mit ihren Stärken und Schwächen, denen es gelingt, sich im Laufe des Romans aufeinander zuzubewegen und zu versöhnen. Es kann in einem Familienroman nicht ausbleiben, daß es auch ein Familiengeheimnis gibt, dessen Schleier sich nach und nach lüftet, was vor allem den beiden Schwestern hilft, zu einem besseren Verständnis füreinander zu kommen.
Fazit: Ein spannender, vielschichtiger Roman, der mich gefesselt hat, souverän erzählt.
In dieser Leseprobe können Sie sich einen Eindruck vom Stil des Romans machen
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