Wie schon in ihrem Roman "Ruhige Zeiten" thematisiert Lizzie Doron auch in ihrem neuen Roman das Leben von Holocaustüberlebenden in Tel Aviv und erzählt aus der Perspektive einer Frau aus der zweiten Generation.
Elisabeth kehrt zurück in das Viertel, in dem sie aufgewachsen ist, denn Helena, ihre Mutter ist gestorben – zum zweite Mal. Das erste Mal starb sie im Zweiten Weltkrieg.
Zur Schiwa bleibt Elisabeth 7 Tage in der Wohnung der Mutter und trifft Freundinnen und Freunde ihrer Mutter, die mit ihr trauern, denn eine Familie hatte Helenas Mutter nicht mehr. So wird die Schiwa auch eine Erinnerungsreise in ihre Jugend, denn wie alle ihre Spielkameraden von einst hat auch sie das Viertel schon vor vielen Jahren verlassen. Sie alle wollten fliehen vor den Ängsten und Alpträumen ihrer Eltern und ein normales Leben führen. Fast alle ihrer Kinderfreunde sind jedoch im Jom Kippur Krieg gefallen.
In der Begegnung mit den Trauergästen erinnert sich Elisabeth zurück – an ihre Kindheit, an ihre Freunde, an das scheinbar normale Alltagsleben und an die Alpträume der Nächte, die die Erwachsenen heimsuchten und die Auswirkungen, die ihre Schicksale auf den Alltag ihrer Kinder hatten. Und obwohl sie allein mit ihrer Mutter lebte, merkt sie doch, daß sie eine Familie hatte – nämlich die Nachbarn aus dem Viertel.
Auch in diesem Roman gelingt es Lizzie Doron wieder, auf knapp 150 Seiten viel zu erzählen. Ohne daß sie die Schicksale der einzelnen Personen detailliert beschreibt, ist klar, was sie erlitten haben. Und auch was die Schicksale der Überlebenden für Auswirkungen auf das Leben ihrer Kinder, der zweiten Generation haben wird ohne große Wort klar.
Ganz große Erzählkunst!