Manchmal frage ich mich schon, was sich in den Köpfen der Personen abspielt, die die deutschen Titel für Romane aus anderen Ländern texten und in jenen der CovergestalterInnen! Einen unpassenderen Titel und ein dämlicheres Cover kann man sich für diesen Roman kaum denken.
"Traveler" heißt der Titel im Original und "Wanderer" wäre ein passenderer Titel für diesen unterhaltsamen Roman gewesen. Ein Wanderer war nämlich die Kugel, die die Jugendliebe des Erzählers Jono fast 40 Jahre in sich trug, bevor sie zu wandern begann und ihr eine Aterie abdrückte. Und der Tod von Marie ist der Anlaß, warum Jono zurückkehrt in seine Heimatstadt.
Eigentlich ist Jono Barkeeper in New York und das seit über 30 Jahren und recht erfolgreich – seine eigentliche Leidenschaft aber ist die Schauspielerei. Diese betreibt er allerdings weniger erfolgreich. Auftritte auf den Bühnen kleiner experimenteller Theater vor wenigen ZuschauerInnen und die eine oder andere Nebenrolle in TV – Serien oder Werbespots reichen nicht zum Leben. Und er hat kein Glück in seinen Beziehungen. Mit seiner neuen Partnerin Renee, ihres Zeichens Feuerwehrfrau ist er eigentlich glücklich und doch kann er sich nicht ganz auf sie einlassen.
Als er für einige Tage zurückkehrt und sich seiner Vergangenheit stellt, entdeckt während der Begegnungen mit seinen Freunden ganz langsam, was sich damals eigentlich abgespielt hat und wer die Kugel auf Marie abgefeuert hat.
Ron McLarty erzählt spannend und unterhaltsam von einer Jugend in den 60er Jahren irgendwo in einer amerikanischen Kleinstadt, in der die Iren, Portugiesen und Italiener noch in ihren eigenen Vierteln wohnten und es wichtig war, aus welchem Viertel man kam. So idyllisch die Jugend am Anfang zu sein schien – je weiter man liest, desto mehr spürt man auch eine unterschwellige Bedrohung, die dann plötzlich in der Gegenwart noch einmal ganz real wird. Das ist sicher keine große amerikanische Literatur, aber ein gut gelungener Unterhaltungsroman im besten Sinne des Wortes!