Welche Beweggründe veranlassen einen Menschen dazu, seine Heimat zu verlassen und in einem anderen Land ins Exil zu gehen? In Milan Kunderas neuem Roman hat die Hauptfigur Irena die Erfahrung gemacht, dass der Kommunismus als Beweggrund nach dem Faschismus erst an zweiter Stelle rangiert. Irena hat ihre Heimatstadt Prag nach der russischen Besetzung 1968 verlassen und ist nach Paris emigriert. Nach dem politischen Umsturz im Jahre 1989 sieht sie sich damit konfrontiert, dass offenbar von ihr erwartet wird, wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Aber kann Prag überhaupt noch ihre Heimat sein? Und was ist mit den 20 Jahren in Paris? Zählen die etwa nicht? In Prag ist sie für die Dortgebliebenen eine sogenannte „Heimkehrerin“ und für ihre Pariser Freunde die ewige Emigrantin. Über dieses Dilemma der Heimat bzw. Heimatlosigkeit erzählt Milan Kundera aus erster Quelle. Er ging 1975 ins Exil nach Paris, wo er seitdem lebt und auch in französischer Sprache publiziert. Ein sehr schönes Buch, dass sich dem Thema auf sensible Art nähert – typisch Milan Kundera eben!